Kunst Künstler reagieren mit schwarzem Humor auf den Brexit

Düsseldorf · Der Austritt der Briten aus der Europäischen Union wird ab Sonntag in der Düsseldorfer Sipgate-Galerie persifliert.

Der Union Jack steigt aus: Künstlerin Sophie von Hellermann ruft dazu auf, den Brexit-Artikel zurückzunehmen.

Foto: Cornelius Quabeck

Den dritten Jahrestag des Referendums für den Brexit begeht die Sipgate-Galerie am Sonntag mit einer Schau von 21 Künstlern aus Großbritannien. Dabei steht von vornherein fest, dass kein Kreativer für die Spaltung Europas ist. Der Organisator der Schau, Cornelius Quabeck, ist selbst Künstler und hat drei Jahre in Schottland gelegt. Er kennt sich aus. Er weiß, dass kein einziger für die Spaltung Europas stimmen würde. Die Schau kommt auf leisen Sohlen daher. Aber sie ist bissig, subversiv und doppeldeutig.

Der in London lebende Deutsche Markus Vater zeigt den Entwurf für eine neue britische Flagge. Sie präsentiert mit dünnem Bleistift einen alten Mann im Schaukelstuhl als Märchenonkel. Er wippt hin und her, während er seinen Quatsch plappert und durch so kleine Brillengläser schaut, dass er eigentlich die Welt kaum noch begreifen kann.

Seine Kollegin Sophie von Hellermann, die in Düsseldorf studiert hat und in London mit ihrer Familie lebt, pinselt ihre Botschaft auf eine Fahne, als ob sie gleich im Marsch gegen die nächste Volksabstimmung mitlaufen würde. Die Fahne versinnbildlicht eine Landschaft mit viel Grün, aus der eine Figur als Union Jack aussteigt, denn Sophie hat sie mit der Schere einfach aus der Leinwand geschnitten. In einer Textbotschaft wird gefordert, den Brexit-Artikel zurückzunehmen.

Die irische Friedenserklärung landet zerknüllt in einem Kasten

David Shrigley, eine große Nummer im internationalen Kunstgeschehen, ist bekannt für seinen schwarzen Humor. Er pinselt das Vereinigte Königreich als grünes Eiland auf das Papier und schreibt dazu mit lakonischen Worten, es sei nicht seine Idee gewesen. Die nordirische Künstlerin Aoife McGarrigle, die in Glasgow lebt, kopiert gar die Friedenserklärung für die Grenze zwischen Nordirland und Irland, um sie zu zerknüllen und in einen Kasten zu stopfen. Friedenserklärungen sind offensichtlich angesichts der neuen Grenzziehungen hinfällig.

Charlie Hammond, ein Engländer in Glasgow, nimmt einen großen Bogen Recycling-Papier, um mit dünnflüssiger Farbe vom Zusammenstoß zweier Autos zu berichten. Das eine Fahrzeug kommt von rechts, das andere von links. Und die Sterne der Europaflagge driften beim Zusammenprall der Staatskarossen gen Himmel.

Es gibt aber auch weniger direkte Beispiele, in denen sich das Schräge, Absurde und Subversive äußert. Der bekannte Londoner Bildhauer Matt Calderwood zeigt Szenen, in denen die blauen Abfalltüten das Bild beherrschen, vor einem zugemüllten Hauseingang bis zur abgesperrten Verkehrsinsel. Eine perfekte Groteske liefert Michael White. Er hat sein Arbeitshemd, das mit Farben bekleckert ist, auf einen Keilrahmen aufgespannt. „The Problem with Labour“ steht auf dem Hemd. Die Ironie liegt darin, dass es tatsächlich sein Outfit beim Malen ist. Andererseits ist das „Arbeitsproblem“ natürlich auch ein Thema der Labour-Partei, die sich nicht entschieden genug gegen den Brexit gewendet hat.

Info: Gladbacher Straße 74. Bis 30. August, donnerstags 15 bis 19 Uhr