Klavierfestival Duo erweckt musikalische Poesie

Konzert mit Schumann-Liedern von Matthias Goerne und Piotr Anderszewski begeistert das Publikum.

Foto: KFR/Mark Wohlrab

Düsseldorf. Liedbegleiter befinden sich zumeist in dienender Funktion, während der Sänger stärker im Rampenlicht steht. Beim Abend des Klavierfestivals Ruhr im Robert-Schumann-Saal saß nun ein Klassik-Star am Steinway-Flügel: der polnische Pianist Piotr Anderszewski. Beim Recital mit dem berühmten Bariton Matthias Goerne war er ein nahezu gleichberechtigter Duo-Partner.

Gewiss stand auch jetzt der Sänger etwas weiter im Vordergrund, präsentiert er doch Poesie und Melodie. Doch da Schumann, der ja selber Pianist war, dem Klavierpart tragende musikalische Bedeutung zukommen lässt, hat der Mann am Klavier reichlich Gelegenheit, die Gesamtwirkung mitzugestalten. Die Paarung Goerne/Anderszewski erwies sich nun für Schumanns Liederkreise op. 39 (Eichendorff) und op. 24 (Heine) als ideal, vergleichbar mit der legendären Künstlerverbindung Dietrich Fischer-Dieskau und Sviatoslav Richter in den 70er Jahren.

Spieltechnisch ist ein Virtuose wie Anderszewski dem Klavierpart mehr als gewachsen. Ja, es scheint stellenweise, als fühle sich der Pianist ein wenig unterfordert. Bravourösere Passagen wie die raschen Akkord-Repetitionen im Schlusslied „Frühlingsnacht“ des Eichendorff-Zyklus’ boten dem Tastenlöwen endlich etwas manuellen Auslauf. Derweil wirkte Goerne weniger entspannt. Er rang sichtlich um jede Phrase. Vor allem die zarten Stellen, wo es darum geht gleichzeitig piano und ausdrucksvoll zu singen und so tragfähig, dass auch die Hörer in der hintersten Reihe alles mitbekommen, forderten ihn körperlich heraus. Goerne beugte sich oft vor, hielt sich am Flügel fest als suche er Halt. Und dann gelang ihm ein sanftes Mezza voce, das trotz dynamischer Zurückhaltung einen enormen Klangreichtum entfaltete.

Goernes Textverständlichkeit ist zwar nicht ganz so weit ausgeprägt, dass der Hörer ganz aufs Mitlesen der im Programmheft abgedruckten Gedichte verzichten könnte, doch spiegeln sich die dort ausgedrückten Gefühle im Stimmklang des Sängers wider. Die Einsamkeits-Melancholie einer Eichendorff-Vertonung, wie beispielsweise repräsentiert im Lied „Auf einer Burg“, findet in Goernes Timbre subtilen Widerhall. Der versteinerte alte Ritter auf der Burgruine und die weinende Braut unten auf dem Rhein werden durch Goernes Stimme wie plastische Erscheinungen im Gemüt des Hörers. Für den begeisterten Beifall und stehende Ovationen gab es eine Zugabe: Schumanns zarte wie berühmte Heine-Vertonung „Du bist wie eine Blume“.