Ein Paganini der Trompete
In der Tonhalle begeisterte der Trompeter Sergej Nakariakov seine Fans.
Düsseldorf. Der Wundertrompeter verblüffte seine Fans in der gut besuchten Tonhalle. Beim letzten Meisterkonzert im alten Jahr entlockte Sergej Nakariakov (36) seinem goldglänzenden Flügelhorn geradezu himmlische Klänge. Mit dem Bachorchester des Leipziger Gewandhauses übertrug er Haydns C-Dur-Konzert für Cello auf sein nobles Blasinstrument.
Dabei war er nicht nur der sinnlichen Tiefe eines Cello auf der Spur. Sondern der smarte Russe — in Tel Aviv aufgewachsen und heute in Paris lebend — ließ seine Finger über die Flügelhorn-Ventile rasen und übertrumpfte in Punkto Geschwindigkeit noch das Cello. Virtuosentum zelebriert er scheinbar mühelos und wirkt lässig unverkrampft.
Dennoch mutiert bei ihm Haydn nicht zur Zirkus-Nummer, sondern glüht und vibriert innerlich und betört durch melancholische Akkorde, die er hoch in die Tonhallenkuppel schickt. Lyrische Passagen spielt Nakariakov, in dem manche den Paganini der Trompete sehen, so atemberaubend leise und flink, dass selbst erkältete Zuschauer das Husten vergessen.
Festliche Stimmung verbreiteten die Leipziger Bachsolisten zu Beginn. Sie hatten aber keinen Bach dabei, sondern kredenzten Händels Wassermusik. Vom Feinsten. Federleicht jagen die Streicher, die im Kreis um ihren Dirigenten und Gewandhaus-Konzertmeister Christian Funke stehen, durch die berühmte Suite Nr. 2.
Komponiert für eine Lustfahrt des englischen Königs George I. auf der Themse, erreichte dieses Stück weltweite Popularität. Doch die Leipziger intonieren so brillant, dass man dieses millionenfach abgenudelte Opus neu entdeckt. Es wehen weiche Brisen, dann funkeln Sterne. Lupenreine Intonation der Hörner und Violinen.
Plötzlich dreschen sie Tempo und eilen wie Luftgeister, die jede Bodenhaftung verloren haben. Erdiger und knalliger indes dann die Symphonie für sechs Pauken von Christoph Graubner. Dieser Händel-Zeitgenosse liebte wohl die Jagd und den Krieg. Jedenfalls erinnern die dröhnenden Pauken-Soli an Militärmusik des Barock.
Wie Gewehrsalven oder Böller-Schüsse donnern die Pauken, übertönen zarte Geigen-Passagen. Und zertrümmern jedes Aufflackern höfischer Eleganz. Zur akustischen Versöhnung gab’s dann noch Mozarts „Linzer“-Symphonie, kredenzt mit reichlich Tempo, einem breiten Farbenspektrum und wunderbar mozartianischer Leichtigkeit.