Schauspielhaus: Die Bunburys von Düsseldorf

Am Freitag hat Wildes Klassiker Premiere. Zervoulakos will die Leute zum Lachen bringen.

Düsseldorf. „Als ich Bunbury las, hatte ich Leute vor Augen, die mir über den Weg gelaufen sind.“ Nicht nur in Düsseldorf gäbe es viele Bunburys, auch in Wien, wo Sarantos Zervoulakos am Max-Reinhardt-Seminar studiert hat und seit sechs Jahren lebt. Deshalb wagt sich der 33 Jahre alte Regisseur jetzt an Oscar Wildes Komödienklassiker. Premiere ist am Freitag im Kleinen Haus.

Der Mann mit fein geschnittenen, mediterranen Gesichtszügen, der druckreif sein Regiekonzept erklärt, kennt das Rheinland aus seiner Jugend, von Fahrten in Discos und Theaterbesuchern mit seinen Eltern. Geboren in Thessaloniki, aufgewachsen in einer Ärztefamilie in Letmathe, Nähe Iserlohn. Vater Grieche, Mutter Sauerländerin, beide Mediziner. Genauso wie seine Brüder, die denselben Beruf wie die Eltern ergriffen.

„Ich bin der einzige, der kein Arzt geworden ist.“ Er schmunzelt. Als Kind habe er im Wartezimmer der Eltern gesessen und die Geschichten der Patienten aufgeschnappt. Nach dem Abitur studierte er zunächst auch Medizin in Berlin. Bis zum Physikum. Parallel arbeitete er am Deutschen Theater, machte 2006 die Aufnahmeprüfung in Wien und bestand. An der Wiener Burg hat er inszeniert und brachte es bis zur Nominierung für den „Nestroy“-Preis, den wichtigsten Theaterpreis Österreichs.

Komödien setzt er gerne in Szene, wie kürzlich in Oberhausen „Bezahlt wird nicht“ von Dario Fo. „Um in einer Komödie das Publikum zum Lachen zu bringen, müssen sich Menschen wiedererkennen können“. Wichtig sei, dass sie nicht albern oder als Karikaturen über die Rampe kommen. Es gehe um Schlagfertigkeit, um Lust auf sprachliche Attacke und „um einen Flirt mit der Sprache“. Das gelte für Dario Fo mit seinen Typen aus dem Arbeitermilieu ebenso wie für Oscar Wildes beißende Ironie über Erbtanten, die Heiratspläne für ihre Neffen und Nichten schmieden, über Damen und Herren der Oberschicht, denen man auch in Düsseldorf begegnet.

Die einen machen Geld, die anderen kommen aus alten Familien, haben kein Verhältnis zum Geld, lieben die Pose eines Dandy, hauen alles auf den Kopf für einen gewissen Life-Style. Der Kontrast zwischen den beiden Typen mache den Reiz aus, flankiert von mit Gift getränkten Kernsätzen wie „In der Stadt amüsiert man sich, auf dem Land amüsiert man die anderen.“

Das könne er gut nachempfinden, bezieht sich auf seine Biografie zwischen Sauerland und Wien. Gespannt darf man sein darauf, wie Zervoulakos, der sein Talent bereits mit der „Medea“ im Jungen Schauspielhaus unter Beweist stellte, Wildes Gesellschaftsbilder auf unsere Zeit überträgt. Pläne für die Zukunft? Leipzig ist im Gespräch. Genaues darf er noch nicht verraten. Auch eine Rückkehr nach Düsseldorf schließt er nicht aus. Das wird vermutlich auch davon abhängen, ob er und die jungen Mimen mit Bunbury einen Erfolg feiern werden.