Eine Kämpferin für die Kunst
Das Theater Flin bringt zum 60. Todestag von Johanna Ey das Leben der Altstadtlegende auf die Bühne. Bei ihr gab es für ein Bild auch mal ein Wurstbrot.
<strong>Düsseldorf. Die künstlerische Moderne fand bei ihr eine Heimat, Zuspruch und in den ersten Jahren vor allem dies: ein Wurstbrot und einen Kaffee "auf Pump". In ihrer Kaffestube auf der Ratinger Straße gingen die Studenten der nahen Akademie Anfang des 20. Jahrhunderts ein und aus. Wenn es zum Bezahlen nicht reichte, dann nahm Johanna Ey, die als Mutter Ey zur Legende wurde, auch schon mal ein Bild in Zahlung.
Am heutigen Tag jährt sich zum 60. Mal ihr Todestag, doch davon merkt man in Düsseldorf nur wenig. Eine Ausstellung wird es bald in der Galerie Remmert und Barth (Eröffnung Sonntag, 2. September) geben, und im Theater Flin in Flingern feierte am Wochenende mit "Bühne frei für Mutter Ey" eine "szenisch-dokumentarische Retrospektive" Premiere.
Dem Künstlerbund "Junges Rheinland" verhalf "die Ey" mit ihrem Kunsthandel auf dem Hindenburgwall (heute: Heinrich-Heine-Allee) nicht nur zu einem Zentrum, ihr Engagement war es, das die Karrieren einiger Künstler erst richtig beförderte. Otto Pankok, Gert Wollheim, Adolf Uzarski, Robert Pudlich, Arthur Kaufmann seien hier genannt, die bekanntesten sind sicher Max Ernst und Otto Dix.
In den Szenen aber kommt es kaum zu einer dramatischen Zuspitzung, zu einer Handlung, die die Figuren plastischer hervortreten ließe. Stattdessen werden viele Namen genannt. Und dann müssen die Zeitumstände vom Kaiserreich über den ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik bis hin zum Nationalsozialismus angedeutet werden - das ist einfach zu viel Programmheftstoff.
So ist man dankbar über jeden pointierten Spruch der Ey. "Wer Brötchen verkaufen kann, der kann auch Bilder verkaufen", soll sie gesagt haben, und mit: "Die besten Pferde kamen aus dem Stalle Ey und haben ihr Rennen gemacht", hat sie ihr Wirken für Künstler und Kunst treffend und selbstbewusst beschrieben.
Johanna Ey, bekannt als Mutter Ey, wurde am 4. März 1864 in Wickrath/Mönchengladbach geboren. Als 19-Jährige kam sie nach Düsseldorf. Sie war verheiratet und hatte zwölf Kinder, von denen acht jung starben. Nachdem ihre Ehe geschieden worden war, eröffnete sie 1910 in der Nähe der Düsseldorfer Kunstakademie eine Kaffeestube, die sich zum Treffpunkt von Schauspielern, Journalisten, Musikern und Malern entwickelte. Seit 1916 betrieb sie eine Kunsthandlung für die "Düsseldorfer Malerschule". Johanna Ey starb am 27. August 1947 in Düsseldorf.