Belcanto-Juchzer für Tschaikowsky

Tonhalle: John Fiore findet im Solisten Shaham einen Bruder im Geiste.

<strong>Düsseldorf. Es geschieht kurz vor dem Ende des ersten Satzes von Tschaikowskys Violinkonzert D-Dur op. 35. Mit hässlichem Knacken verabschiedet sich eine Saite von Gil Shahams Violine und unterbricht den bis dahin so flüssig vor sich hinbrillierenden Virtuosen in seinem Vortrag. Doch als wäre es hunderte Male geübt, reicht ihm der Konzertmeister der Düsseldorfer Symphoniker flugs seine eigene Geige und nimmt das angeschlagene Instrument des Solisten an sich. Nur um sie wiederum hinter sich zu halten und im Tausch die intakte Geige eines Kollegen zu bekommen. So setzt Shahams Arbeitsgerät seinen Weg durch die Geigenreihen fort, bis das gute Stück schließlich von einer Kollegin am letzten Pult zum Saitenwechsel hinter die Bühne gebracht wird.

Shaham bekommt davon nichts mehr mit, er bringt den Satz mit dem entliehenen Instrument sicher zu Ende. Den spontanen Zwischenapplaus ob so viel Professionalität hält das Publikum über die reparaturbedingt etwas länger ausfallende Pause vor dem zweiten Satz durch, wofür sich Shaham mit ein paar jovialen Worten bedankt.

Und auch die musikalischen Nebensächlichkeiten passen: Freundliche Menschen an den leeren Garderoben und eifrige Kellner, die von sich aus die Sektgläser auf Tabletts umhertragen und verteilen. Ein gelungener Auftakt in die neue Saison.