KIT: Die Kunst spielt mit der Natur

Die Ausstellung „Der Pinselhieb der Natur“ am Mannesmannufer.

Düsseldorf. Einen "Pinselhieb der Natur", wie sich die dritte Ausstellung im KIT am Mannesmannufer nennt, gibt es natürlich nicht. Aber auch die Natur ist nichts als ein Fake in der Kunst der Moderne. Sie lässt sich in der Auslegware genauso gut assoziieren wie im gemalten Video.

Sieben Handschriften hat Gertrud Peters als Kuratorin ausgesucht, bekannte und unbekannte, von Anfängern und Profis. Elke Nebel, Meisterschülerin von Immendorff, führt die Malerei fast schon ad absurdum. Ihre Technik trägt Züge einer Sisyphus-Arbeit. Sie beginnt mit einem Bild, filmt es, und übermalt es, filmt es, übermalt es. "Die Fährte", wie sie das Ergebnis auf einer Projektionswand im Eingang nennt, besteht aus 10 000 Einzelbildern, die niemals enden wollen. Erst die "Rakete", die zum Schluss auftaucht, macht das ständig sich ändernde Bild zunichte. Die Rakete schießt in eine Sehnsuchts-Landschaft, wo es einen dunklen Schlitz gibt, der das Bild halbiert und zunichte macht.

Tobias Hantmann begeistert sich gleichfalls am Entstehen und Vergehen von Kunst. Er holt sich Velours-Teppichboden mit flauschiger Oberfläche als Meterware. Sein "Pinsel" ist ein abgebrochenes Geo-Dreieck. Mit dessen Spitze kratzt er Linien in die Auslegware, schiebt die Haare zu "Berge" und erklärt: "Der Teppich ist für mich eine Projektionsfläche für Gedanken, so wie man frei imaginiert." Er erzeugt Formen, die an ein Camouflage-Muster erinnern. "Ein Muster, um sich in einer Landschaft zu verstecken, das finde ich toll", sagt er. Zugleich ist es aber auch ein Spiel mit dem Vergänglichen, was ja auch für die Natur gilt: beides entsteht und vergeht. Hantmann fixiert seine "Zeichnung" nicht. Ein Staubsauger, ja sogar ein Ellbogen, würde sie zunichte machen.

Anne Neukamp hat ursprünglich Postkarten gesammelt. Nun fängt sie mit leichten, lockeren, flockigen, zugleich schmuddeligen Landschaftsmotiven an, in Eitempera und Ölfarbe, und attackiert sie durch dunkle Scheiben in undurchlässiger Lackfarbe. Die Methode ist seit Baldessari sattsam bekannt, dennoch gelingt ihr eine neue Härte. Sie traut den Motiven nicht mehr, sie blendet sie aus und abstrahiert das Ganze. Eine interessante Entwicklung.

Vanessa Conte aus New York wohnt seit 2004 in Düsseldorf, sie ist mit ihren herrlichen Pastellen sicherlich ein Gewinn für Düsseldorf. Sie zeigt farbige Kreiden in paradiesischen Farben und erzählt von fiktiven Inseln und Tieren. Shila Khatami arbeitet mit Lackstiften, sprüht, kritzelt und ist dort am besten, wo ihre Kunst aus dem Untergrund zu kommen scheint. Schade nur, dass sie mit einer durchlöcherten Holzwand den Blick auf den herrlichen Raum versperren darf.

KIT, Kunst im Tunnel, Mannesmannufer 1b, bis zum 7. 10., di - sa 12 - 19 uhr, so 11 - 18 Uhr.