Kultur in Düsseldorf Enter Shikari in Düsseldorf - Voller Energie und Kraft
Mit energiegeladenem Trancecore feiert Enter Shikari Jubiläum.
Düsseldorf. Der Synthesizer erklingt und spielt die ersten Töne des Songs „Mothership“. Mit dem Einsetzen der tiefen E-Gitarre beginnt der Scream, ein geschriener Gesang: „Geh und erzähl deinen Freunden, dass das hier, das Ende ist.“ Doch Sänger Roughton „Rou“ Reynolds überlässt diese Zeilen dem Publikum, das den Text in den vergangenen zehn Jahren offenbar nicht vergessen hat. Die Menge wird von diesem Moment an nicht mehr zur Ruhe kommen.
Die Band Enter Shikari spielte im Zakk, denn es gibt etwas zu feiern: den zehnten Geburtstag ihres Debütalbums „Take to the Skies“, der mit einer Tour begangen wird. Ihre Musik nennt die Band Trancecore. Eine Musikrichtung, die getriebenen Elemente des Post-Hardcores mit der elektronischen Trancemusik vermischt. Die nur auf den ersten Blick verwunderliche Kombination ist ein Feuerwerk. Melodischer Gesang wird von drückendem Scream mit schnellen Rhythmus abgelöst.
Unter Strom steht Sänger Reynolds, der sich auf der Bühne keine ruhige Minute gönnt. Mit enger Hose, großer Brille und locker sitzendem Blumenhemd springt er unermüdlich von links nach rechts und reißt dabei das Publikum mit. Schnell ist auch die Menge elektrisiert, es entwickelt sich ein Moshpit (alle springen mit- und gegeneinander), der gefühlt die ganze Halle ausfüllt. Die energiegeladene Musik treibt an.
„Shikari“ ist zum einen der Name des Bootes eines Verwandten in der Heimat der Band, zum anderen bedeutet er im Persischen sowie in weiteren Sprachen „Jäger“. Zu Beginn ihrer Karriere stand das Internet. Hier fanden sie mit ihren eigenwilligen Mix Gehör, bevor sie die erste und gleich erfolgreiche Platte veröffentlichten. An Kraft auf der Bühne haben sie seither nichts verloren. Sie waren auch nie weg, sondern experimentierten weiter, etwa mit Einflüssen von Dubstep.
Ihr kommerziell erfolgreichstes Album „A Flash Flood of Colour“ kam 2012 und suchte wie gewohnt die Grenzgebiete von Genres. Mit gesellschaftskritischen Themen, dem Kapitalismus sowie Umweltschutz setzten sie sich auseinander. „Ich sage nicht, dass wir es besser machen können, aber wir haben die Möglichkeit es zu versuchen“, heißt es im Lied Juggernauts. „Wir buddeln im veralteten Boden der Erde und füllen den Graben mit gierigen Augen.“
Seit Oktober vergangenen Jahres ist das fünfte Album in Arbeit. Gemischt mit neueren Lieder präsentiert Enter Shikari einen beeindruckendes Geburtstagsfest. Einzig die Vorab-Singel „Redshift“ klingt wie ein rockigerer Pophit, der etwas aus der Reihe fällt. Die Band bietet eine aufregende Mischung, die trotz technischer Raffinessen auch live brilliert. Auf der Bühne wird viel umgeräumt, mal wird mitten im Lied ein Synthesizer angereicht, mal eine zweite Gitarre.
Wer so viele rhythmische und musikalische Wechsel in seine Songs einbaut, hat nicht viel Zeit zum verschnaufen. Darin liegt vielleicht auch, dass Gitarrist Liam Clewlow ein bisschen zu spät und noch kauend die Bühne für eine Zugabe betritt. Es gäbe sehr leckere Gnocchi im Backstage, berichtet er.