FFT steht für Experimentelles

Kathrin Tiedemann leitet seit 2004 das Forum Freies Theater, das vor zehn Jahren gegründet wurde: Bilanz und Ausblick.

Frau Tiedemann, zehn Jahre FFT: Davon haben Sie fünf Jahre gestaltet. Was waren die größten Errungenschaften?

Tiedemann: Dass das FFT überhaupt gegründet wurde und seitdem eine überaus erfolgreiche Entwicklung genommen hat. Und dass es sich als anerkanntes, professionelles Zentrum für zeitgenössische darstellende Kunst in NRW mit vielen, auch internationalen Partnern etablieren konnte.

Tiedemann: Wir haben in den vergangenen fünf Jahren unsere Kapazitäten als Produktionshaus ständig erweitert. Das war mir wichtig. Ein Baustein war die zusätzliche Probebühne, das umgebaute ehemalige Kino Black Box unter dem Saal des Juta. In der vergangenen Spielzeit konnten bei uns zwei Europapremieren inklusive Endproben stattfinden. Unser enges Verhältnis zu den Künstlern betrifft aber auch die Düsseldorfer Kreativen. Ein Ziel ist es, dass Arbeiten, die hier entstehen auch überregional wahrgenommen werden.

Tiedemann: Unbedingt. Gelungen ist das zum Beispiel Gudrun Lange, einer Tänzerin und Choreografin, die wir von Anfang an begleitet haben. 2008 wurde sie mit dem Künstlerinnenpreis des Landes NRW ausgezeichnet, jetzt arbeitet sie im Rahmen des Tanzplans in Hamburg. Deshalb ist das Produzieren auch so wichtig. Nur Gastspiele zu holen hieße ja, dass über die künstlerische Arbeit andernorts entschieden wird.

Tiedemann: Manche meinen immer noch, dass das freie Theater die schlechte Alternative zum Stadttheater ist. Das ist nicht so. Wir vertreten andere Arbeitsweisen, andere Ästhetiken. So gesehen, spricht es für den Erfolg unserer Arbeitsweise, wenn die Stadttheater sich dafür interessieren. Die großen Häuser können den Künstlern häufig bessere finanzielle Bedingungen bieten. In dieser Hinsicht würde ich mir wünschen, bei uns wäre der finanzielle Spielraum größer.

Tiedemann: Mit dem experimentellen Charakter der Arbeiten hat sich das FFT sicher schon einen Namen gemacht. Die Erwartungshaltung der Zuschauer ist dementsprechend: Sie wollen überrascht und herausgefordert werden. Den Mainstream zu bedienen, sehe ich nicht als unsere Aufgabe.

Tiedemann: Als grundsätzlich aufgeschlossen. Wir unternehmen viel, um ein möglichst breites Publikum anzusprechen und unser vielfältiges Programm zu vermitteln. Sehr beliebt, vor allem beim älteren Publikum, ist das einmal im Monat stattfindende "Kulturfrühstück". Wir würden gerne die Attraktivität und die Sichtbarkeit unserer Spielstätten verbessern. Die Möglichkeiten hierzu sind allerdings begrenzt. Zu uns kommen vor allem Leute, die wirklich an Theater interessiert sind. Leider vermischen sich die einzelnen Gruppen in Düsseldorf nicht.

Tiedemann: Wir arbeiten oft genreübergreifend und zeigen Dinge, die auch im Kontext der bildenden Kunst interessant sind. Das wird noch wenig wahrgenommen. Aber es gibt durchaus Produktionen, bei denen sich im Zuschauerraum die Szenen mischen. Wie etwa bei half past selber schuld, die im September ihr neues Stück herausbringen.

Tiedemann: Für Anfang Oktober ist ein Festival aus Anlass des 20. Jahrestags des Mauerfalls unter dem Motto "Geteilte Geschichten" in Vorbereitung. Ein großes Thema, für das wir auf ein breites Interesse hoffen. Es kommt ein Gastspiel vom Hans Otto Theater in Potsdam, das zur Festivaleröffnung im Schauspielhaus gezeigt wird. Darüber hinaus kooperieren wir mit dem Jungen Schauspielhaus beim Landes-Schülertheater-Treffen "Maulhelden".

Tiedemann: Erstmal freue ich mich natürlich auf die Feier am 9. September. She She Pop werden den Abend gestalten. Leider passen nur 200 Leute in die Kammerspiele. Der Platz könnte knapp werden, wenn alle Freunde des FFT, die wir eingeladen haben, kommen werden. Anschließend zeigen Claudia Bosse und das theaterkombinat Wien eine akustisch-performative Installation an drei Orten in der Stadt basierend auf Elfriede Jelineks "Bambiland". Und im Rahmen des "kairobeirut"-Projekts bringen wir Ende Oktober zusammen mit dem Theater Oberhausen eine Uraufführung heraus.

Tiedemann: Ich wünsche mir, dass wir die Möglichkeit erhalten, die Potentiale freier Theaterarbeit für Düsseldorf weiter auszubauen. Die Stärke des FFT ist unser Knowhow als Produktionszentrum: Konzepte zu entwickeln, Projekte und Kooperationen zu planen und durchzuführen. Es wäre denkbar, dass wir das über unsere eigenen Spielstätten hinaus einsetzen. Ich glaube, dass das Arbeiten in Projekten auf jeden Fall zukunftsträchtig ist. Und ich habe mir vorgenommen, einzelne Künstler stärker ans Haus zu binden.

Tiedemann: In diesem Jahr verbringe ich meinen Urlaub am Meer. Ich möchte gern mal wieder richtig schwimmen gehen. Wir verbringen zwei Wochen auf dem Pilion in Griechenland. Vielleicht lasse ich den Computer dann mal zu Hause.

Tiedemann: Am liebsten am Rhein. Ich fahre Fahrrad oder gehe laufen. Wenn ich ausgehe, am liebsten Richtung Flingern oder in den Salon des Amateurs in der Kunsthalle. Da trifft man nette Leute.

Tiedemann: Eine Schiffsfahrt auf dem Rhein. Vom Wasser aus ist die Rheinebene am schönsten.