Forum Freies Theater Doppelter Umbruch für das FFT

Düsseldorf · In Corona-Zeiten ein neues Programm entwickeln und sich auf den Umzug an den Konrad-Adenauer-Platz vorbereiten? Nicht ganz so einfach.

 Die Noch-Spielstätte des FFT an der Jahnstraße.

Die Noch-Spielstätte des FFT an der Jahnstraße.

Foto: Claudia Hötzendorfer

Bevor es in die Sommerpause geht, wagte das Forum Freies Theater (FFT) einen Ausblick auf die kommende Spielzeit, die – so hoffen alle Beteiligten – auch wieder live vor Publikum stattfinden kann. Die Präsentation des neuen Programms wurde in den virtuellen Raum verlegt und begann mit einer Bestandsaufnahme: Wie ist es den Künstlern und Künstlerinnen in den vergangenen Monaten ergangen? Welche Einflüsse hat Corona auf ihre Kreativität? Fragen, die unter anderem von Antje Pfundtner und Anne Kersting beantwortet wurden, die gemeinsam mit dem FFT die Reihe „Tischgesellschaft“ realisiert haben. Ein Format, das Nähe zum Grundelement macht. Die Künstler bewegen sich dafür durch den Raum, im Austausch mit dem Publikum.

Antje Pfundtner hatte wie viele ihrer Kolleginnen versucht, einen Teil ihres kreativen Schaffens ins Internet zu verlegen. Dabei musste sie feststellen, „dass es überhaupt keine Übergänge mehr zwischen Arbeit und Familie gibt“, da ja alles praktisch bei ihr zuhause stattfinde. Anne Kersting verriet, sie nutze die Zeit, um Konzepte zu überarbeiten, neu zu denken oder auch zu verwerfen, weil sie sich in angedachter Form wohl in absehbarer Zeit nicht realisieren ließen.

 Die Bald-Spielstätte am Konrad-Adenauer-Platz nimmt langsam Gestalt an.

Die Bald-Spielstätte am Konrad-Adenauer-Platz nimmt langsam Gestalt an.

Foto: Claudia Hötzendorfer

Die Künstlerinnen reflektierten auch über die Frage, was das Publikum überhaupt dazu bewegt, ins Theater zu gehen? Zumal es derzeit ja viele Kulturangebote gibt, die ins digitale Netz verlegt worden sind.

Abgesehen von Corona und dessen Auswirkungen auf den Theaterbetrieb, befindet sich das FFT in einer Umbruchphase. Das neue Domizil am Konrad-Adenauer-Platz nimmt mehr und mehr Gestalt an. Die fahrbaren Züge für die Bühne im großen Saal sind schon eingebaut, das zukünftige Foyer mit geplanter Bar ist bereits zu ahnen. Da drängte sich für die Künstler und Künstlerinnen die Auseinandersetzung mit dem Verwurzeltsein an einem Ort und dem Ankommen an einem neuen auf.

Deshalb haben sich die FFTler für die Überbrückung der Sommerpause ein ganz besonders Projekt ausgedacht. Unter dem Motto „Willst Du mit mir gehen?“ laden Künstlerinnen wie Antje Pfundtner und Theatermitarbeiter ab 3. Juli jeweils freitags zu einem kostenlosen 90-minütigen „Walk & Talk“ ein. Gemeinsam mit jeweils einem Gast brechen sie zu einem Spaziergang durch die Stadt auf. Start- und Zielpunkt sind die Kammerspiele in der Jahnstraße. Im Gespräch soll es darum gehen, was Theater ist, sein soll und kann und was sich beide Seiten wünschen. Die Ergebnisse sollen anschließend reflektiert und kurz schriftlich zusammengefasst werden. Ziel des Projekts ist eine Dokumentation der Phase bis zum Umzug an den neuen Standtort und gleichzeitig eine Bestandsaufnahme der Visionen von Theater. Da jeweils nur eine Person am Walk um 17 und um 18 Uhr teilnehmen kann, ist eine Anmeldung unter:   walk@fft-duesseldorf.de erforderlich.

Nach der Sommerpause startet das FFT vom 8. bis 12. September mit dem Stück „Cascando“ in die neue Spielzeit. Die Formation Pan Pan hat sich ein Hörspiel von Simon Beckett vorgenommen, das die Zuschauer in corona-konformen Abständen durch die Stadt wandern lässt. Am 25. und 26. September gastiert mit Keren Levi eine alte Bekannte im FFT, deren Stück „Unmute“ den Start einer neuen Reihe markiert und mit einer Mischung aus Tanz und Performance bedrohte oder bereits ausgestorbene Sprachen wieder zum Klingen bringen soll.

The Agency wollen am 18. und 19. September mit „Boys Space“ im Juta einen realen und virutellen Raum von und mit Jungs schaffen. Marlin de Haan erobert ab dem 24. September den öffentlichen Raum als Bühne. Ihr Stück „Die Frau vom Meer“ nach Ibsen, soll in einem Park aufgeführt werden und Themen wie Gesellschaft und Gemeinschaft berühren.

Eines der letzten Stücke, das in den Kammerspielen vor dem Umzug aufgeführt werden soll, startet am 27. Oktober. In „Laudatio“ verteilen Morgan Nadi und Kathrin Spaniol Preise. An wen? Das wird noch nicht verraten.

Auch Ingo Toben hat wieder ein neues Projekt mit Jugendlichen in Vorbereitung. „Turning Points“ soll es heißen. Derzeit entsteht in einer ehemaligen Werkstatt an der Erkrather Straße 191 eine Probebühne. Dort soll das Stück ab 24. Oktober auch zu sehen sein.

Voraussichtlich die letzte Aufführung im Juta werden She She Pop am 18. Dezember mit „Kanon“ auf die Bühne bringen, einer Hommage an legendäre Theaterprojekte.