Fotokünstlerin Martina Sauter: Ein Preis für Mutter und Kind

Martina Sauter erhält vom Land ein Stipendium. Davon kann sie ihre Miete bezahlen.

Düsseldorf. In Düsseldorf werden viele Stipendien an bildende Künstler vergeben, meist als Reisestipendien. Sie sind wenig hilfreich für kreative Mütter mit Kindern. Diese sind nicht so ungebunden wie ihre oftmals männlichen Kollegen, sind auf Spielgruppen, Kindergärten und Grundschulen angewiesen.

Für sie hält die Landesregierung ein Stipendium parat. Eine der Glücklichen, die von August bis Dezember insgesamt 5000 Euro erhält, ist Martina Sauter. Sie wurde aus 111 Bewerberinnen ausgesucht.

Die 38-jährige Meisterschülerin von Thomas Ruff liebt die Montage. Sie kombiniert historische Filmausschnitte mit Raumansichten der Gegenwart, vergleicht Strukturen, Tapeten, Muster und Kacheln. Die Ergebnisse sind fast schon abstrakte Arbeiten, die mit dem bloßen Abbilden von Menschen und Szenen nichts zu tun haben.

Die Fotokünstlerin arbeitet in einem großen Atelier am Gatherweg. Töchterchen Olivia ist drei Jahre alt und eine süße Nervensäge. Am liebsten hätte sie es, wenn Mama permanent mit ihr spielt. Das geht nicht immer, und so baut Sauter eine Art Kulissenlandschaft mit Gebirgstapete auf.

Vor den Kulissen steht ein Tisch mit zwei veralteten Telefonen vom Trödelmarkt. Olivia pflegt in den Hörer zu quasseln, mit gar nicht vorhandenen Telefonanrufern zu sprechen und sich so die Zeit zu vertreiben. Währenddessen kann ihre Mutter das Equipment für das nächste Foto zusammenstellen.

Sie frage sich häufig, ob sich ihre Kunst ändern wird, wenn sie jetzt eine kleine Familie hat. „Man lernt mit einem Kind ganz andere Leute kennen, mit denen ein Künstler sonst nie in Kontakt kommt. Ob ich deren Alltag meinen Bildern einverleiben soll, weiß ich noch nicht. Aber wo immer ich auf neue Tapetenmuster oder Farben stoße, mache ich mir Notizen. Ich beschäftige mich plötzlich mit Dingen anderer Leute. Ein Kind erweitert den Blick.“

Wenn sie auf dem Spielplatz ihrer Tochter beim Rutschen zuschaut, werde sie oft gefragt, was sie so tue. „Ach, Sie sind Künstlerin? Sie malen also“, bekommt sie zu hören. Künstlerische Fotografie sei zumindest noch nicht bis zum Spielplatz vorgedrungen.

Noch eines ist neu in ihrem Mutterdasein: Martina Sauter schaut sich Pippi-Langstrumpf-Filme an. Und sie beginnt, sich mit Film zu beschäftigen. Was sie in den kommenden fünf Monaten mit dem Geld machen werde? „Ich will regelmäßig die Miete bezahlen.

In einem Haushalt, wo zwei Personen Künstler sind, ist das ein beruhigendes Gefühl, liquide zu sein“, sagt sie. Dabei gehört sie zu den Ausnahmen unter den jungen Fotografinnen, die von ihrer Kunst mehr oder weniger gut leben. Ihre Werke waren im Kit („Nach dem Sputnik“) und in Halle 6 zu sehen.