Schriftstücke von Droste-Hülshoff, Erika Mann, Christa Wolf, Lore Lorentz und anderen Heine-Institut erhält Autographen Sammlung: Was starke Frauen schrieben
Heine-Institut erhält besondere Autographen-Sammlung.
Düsseldorf. Annette von Droste-Hülshoff, Erika Mann, Christa Wolf, Lore Lorentz... Die Liste der bekannten Persönlichkeiten ist lang, die in der Autographen-Sammlung von Kirsten Engelmann und Rita van Endert vertreten sind. Über 30 Jahre haben die beiden Münchenerinnen akribisch und leidenschaftlich literarische Schriftstücke gesammelt. Das Besondere: Sämtliche Schriftstücke wurden einst von Frauen verfasst — viele unter männlichem Pseudonym.
Eine Autographen-Sammlung von Bernt Engelmann brachte seine Witwe Kirsten und Rita van Endert einst auf die Idee, selbst zu sammeln. „Was uns dabei immer wieder negativ aufgefallen ist: Ein Großteil der Schriftstücke stammte aus männlicher Feder. Männer findet man in der Geschichte immer und überall. Nach Frauen muss man förmlich graben und suchen“, erklärt Kirsten Engelmann. „Wir wollten zeigen, dass nicht nur Männer etwas zu sagen haben.“ Bis heute sind rund 2000 Handschriften und rund 500 Widmungsexemplare zusammengekommen. Manuskripte, Briefe, Gedichte, Entwürfe, Zeichnungen — die Bandbreite der Textsorten ist groß. Genauso verhält es sich mit den Verfasserinnen. „Wichtig war nur, dass es Frauen sind, die etwas zu sagen haben und die sich engagieren“, sagt Rita van Endert.
Auch ein paar Königinnen sind darunter. „Vor Jahren haben wir mal die englische Königin angeschrieben, mit Bitte um eine handgeschriebene Notiz. Wir bekamen dann aber nur eine sehr förmliche und bestimmende Antwort eines Butlers: Die Queen gäbe keine Autogramme“, erinnert sich Kirsten Engelmann. „Da steht man beim Lesen gleich stramm.“
Anders als viele andere akribische Sammler, die ihre Schätzchen lieber unter Verschluss halten und in Privatbesitz lassen, freuen sich die beiden Münchenerinnen darüber, ihre Sammlung nun an das Heine-Institut übergeben zu können. „Es gibt schon länger guten Kontakt mit der Leiterin Sabine Brenner-Wilczek. Außerdem ist es unser Anliegen, dass die Schriftstücke wissenschaftlich verwertbar sind und publik gemacht werden“, erklärt Rita van Endert.
Sabine Brenner-Wilczek freut sich über die besondere Schenkung, die am Abend mit einem Festakt gefeiert wurde. „Es sind viele heitere Inhalte dabei, aber auch nachdenkliche, vor allem aus den Kriegszeiten. Es wird noch etwa ein Jahr dauern, bis alle Schriftstücke digitalisiert sind“, sagt die Leiterin des Heine-Instituts.
Die Schenkung eröffnet dem Institut einen reichhaltigen Fundus für kommende Ausstellungen. So ganz wollen die beiden Sammlerinnen trotz nach eigener Aussage betagten Alters noch nicht lassen von ihrer Leidenschaft. „Wenn uns noch ein Knaller unterkommt, machen wir weiter.“ Das halten beide aber für unwahrscheinlich. „Heute gibt es ja kaum noch Handschriften.“
Sabine Brenner-Wilczek kann da aber Entwarnung geben. „Wir haben mal eine Umfrage unter Autoren gemacht, die ergeben hat: 80 Prozent hinterlassen auch heute noch etwas Handschriftliches.“