Hetjens-Museum: Porzellan vom Sachsenkönig
Der Ankauf von 110 Objekten aus Meißen gibt dem Haus ein neues Profil.
Düsseldorf. Als der Industrielle Ernst Schneider 1970 die 2000 Stück frühen Meißener Porzellans in 250 Kisten verstaute und im Schloss Lustheim in Schleißheim aufbauen ließ, freuten sich die Bayern. Die Düsseldorfer, denen nur wenige Reste im Schloss Jägerhof übrigblieben, begriffen die Größe des Verlustes erst jetzt, denn der aktuelle Ankauf von nur 110 Krügen, Schalen, Dosen, Teller und Flaschen kostet 1,5 Millionen Euro. Land und Kulturstiftung der Länder unterstützen die Stadt mit insgesamt 400 000 Euro.
Um diesen Erwerb, der die Stadt letztlich nur 1,1 Millionen Euro kostete, gab es ein einjähriges Hin-und-Her, weil widersprüchliche Gutachten zum Wert der Stücke existierten. Dieses Kapitel ist nun abgeschlossen. Was bleibt, ist die Freude über einen Glanz, der von dem Dresdner Herrscher August dem Starken auf die Landeshauptstadt fällt.
Zum Inhalt: Düsseldorf erhält Meißener Porzellan mit Kakiemon-Dekor, d. h., mit Dekor, wie es ursprünglich die japanischen Kakimaler, also die sehr fein arbeitenden Maler des Kakibaumes, pflegten. Inmitten von Reisighecken, gekrümmtem Bambus und Pflaumenbäumen taucht immer wieder ein gelber Löwe aus. Er wirkt für den heutigen Geschmack fast cartoonhaft, hatten doch die Kopisten in Elbflorenz vermutlich nie ein lebendes Wildtier gesehen. Manchmal wirft er den Kopf in den Nacken und sperrt den Rachen weit auf. Beliebt ist auch ein geflecktes, gelbes Eichhörnchen. Es sitzt auf einer Hecke und nascht Trauben von einem Weinstock. Ein Löwe windet sich um einen blühenden, blauen Bambus.
Zu den besonderen Kostbarkeiten gehört eine Deckelterrine mit plastischen Drachenfiguren und einem Deckelknauf als Löwen mit roter Zunge. Oder ein kleiner Junge auf einem Teller, der von einer Frau aus einem Fischbecken gezogen wird.
Zur Historie: 1697 wurde der sächsische Kurfürst Friedrich August I., genannt August der Starke, polnischer König. Er gilt als bedeutendster Porzellansammler seiner Zeit in Europa. Er bevorzugte ostasiatisches Porzellan, besonders das Kakiemon-Dekor. Nachdem Johann Friedrich Böttger 1708 das europäische Hartporzellan erfunden und der Meißener Maler Johann Gregorius Höroldt ab 1720 die bunten Schmelzfarben zur Vollendung führte, ließ der König ostasiatisches Porzellan in Meißen kopieren. Es gelangte ins japanische Palais in Dresden.
Im 19. Jahrhundert, in den Jahren 1919-1920 sowie 1972 zu DDR-Zeiten wurden Stücke aus Dresden verkauft. So gelangten die Objekte jetzt nach Düsseldorf.