Düsseldorf Humorvolle Erinnerungen an Vater Barth
Die Galerie Remmert und Barth blickt zurück auf die Familie Barth, liebevoll und leicht ironisch.
Düsseldorf. Die Galerie Remmert und Barth hat längst ihre Position im Kunsthandel, sie braucht sich nicht zu loben. Diesmal aber kommt sie fast schon bescheiden daher. Galerist Peter Barth zeigt nämlich das Oeuvre seines Vaters Carl und begleitet es mit einem informativen und humorigen Katalog. Wie stets, wenn an der Mühlenstraße 1 etwas ausgestellt wird, kommt dabei das gesamte Milieu ans Tageslicht.
Carl Barth (1896 bis 1976) war der Sohn des Buchbinders Max Barth, der aus Schlesien eingewandert ist; die Mutter stammte aus einer Kleinbauernfamilie. Mit 20 Jahren wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und verlor den linken Unterarm. Von seiner kleinen Kriegsrente ernährte der Absolvent der Düsseldorfer Kunstakademie die gesamte Familie einschließlich den Bruder Emil. Der schrieb Romanen, Gedichten und Essays, die sich aber nicht gegen Kartoffeln eintauschen ließen. Carl wie Emil waren arm und blieben ein Leben lang zurückhaltend und introvertiert.
Aber sie waren hellwach und schrieben in ihren Briefen, was sie über ihre Kollegen dachten. So findet sich von Emil die Notiz: „Der Malkasten heißt jetzt Altmännerheim? Das ist ja köstlich. Aber entsetzlich ist es ja, dass selbst unter Künstlern der Nationalsozialismus sich hat ausbreiten können. Was für bedenkliche Zeiten. In allen deutschen Vereinen grassiert der Spaltpilz; vom Parlament bis zur Dichterakademie besitzen wir nirgends eine Institution, die sich ihrer Aufgabe bewusst wäre.“ Das sind harte Worte über den Verein der Mitläufer.
Anders Emil Barths Beschreibung der Kunsthändlerin Johanna Ey: „Ihre kleinen Äuglein funkelten vor Vergnügen und Bosheit, wenn sie einen rechten Bürgerschreck in ihr Fenster stellen konnte. Was hat sie nicht alles schon zu jener Zeit zusammengebracht. Dix und Wollheim, die ganz frühen Gilles, die ersten Versuche von Goller und die ersten Versuche von Pudlich. Ich gehörte nur ganz am Rande zu dieser Gesellschaft, aber immerhin, ich durfte dort ein- und ausgehen.“
Bruder Carl Barth wird vom Kunsthistoriker Wieland Schmied als „schwermütig, ungesellig, ein starrköpfiger Einzelgänger“ beschrieben. Er habe sich als Künstler nur langsam entwickelt. Erst Anfang der 1930er Jahre fand er zu einem eigenständigen neusachlichen und magisch-realistischen Stil. Seine Bilder spiegeln einsame Menschen in einer bedrohlich werdenden Situation.
Ein Onkel lud ihn 1936 für ein halbes Jahr nach Long Island ein, und der Neffe höhnte über den Kitsch in den Vorstädten von New York. 1938 erhielt er den Corneliuspreis der Kunstakademie Düsseldorf und erlebte seine glücklichsten Augenblicke 1938/39 in der Villa Massimo. Die Natur spielte die Hauptrolle, die Torsi und Fragmente erinnern an eine Gegenwart, die schon vergangen ist.
Eine gewisse Kühle der Darstellung, das Zurückdrängen des Malerischen auf ein Minimum, das Hinübergleiten des Gegenständlichen in die Abstraktion bestimmt seine Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg. Kunsthallenchef Karl Ruhrberg bestätigt dem Maler einen „eigentümlichen, verhaltenen Wohllaut, eine ganz unromantische Musikalität.“
Die Familie Barth lebte in der Mühlenstraße 10. Unweit davon entfernt liegt die Galerie Remmert und Barth an der Mühlenstraße 1.