Musik Inspiriert durch Goethes „West-östlichen Divan“

Düsseldorf · Sopran Alexandra von der Weth und Roland Techet gestalten eine besondere literarisch-musikalische Reihe.

Alexandra von der Weth und Roland Techet wurden vom „West-östlichen Divan“ inspiriert.

Foto: Ariane Becker

Goethes „West-östlicher Divan“ ist vor 200 Jahren in der Cottaischen Buchhandlung erschienen. Seit 1819 hat sich indes einiges geändert, doch hat die Gedichtsammlung inspiriert durch den persischen Dichter Hafis bis heute nichts an ihrer Faszination eingebüßt; betrachten wir manches heute vielleicht aus einer etwas anderen Perspektive als der Dichter selbst im 19. Jahrhundert es tun mochte. Doch gerade Poesie in ihrer künstlichen Ästhetik ist doch immer auch zeitlos eine eigene in sich geschlossene Welt, die den Lackmustest der Realität nicht über sich ergehen lassen muss.

Die Sopranistin Alexandra von der Weth hat sich gemeinsam mit Dirigent Roland Techet wie seinerzeit Goethe vom Orient nun vom West-östlichen Divan zu einer besonderen Konzertreihe inspirieren lassen, um selbst einen weitgefassten Bogen vom Okzident über den Orient und schließlich sogar gen Fernost zu spannen. So ist Goethes Divan vielmehr ein Anstoß, eine Keimzelle für eine musikalisch literarische Reise. Beginnend bei Indien, Persien, China und schließlich auch Japan. „West-östlicher Divan ist in unserem Projekt ein Konzept, das wir von Goethe übernommen und auf andere Kulturen übertragen haben“, beschreibt Techet.

Im Divan selbst gehe es um die „Anverwandlung“ – übrigens ein wunderschönes leider viel zu selten verwendetes Wort – von Goethe in den persischen Dichter Hafis, erklärt von der Weth. Und um diesen Modus der Anverwandlung gehe es. Und auch – dies betont von der Weth sehr – um den „Eros“ des Orients. Indes nicht aus eurozentristischer Sicht. „Das Konzept der Anverwandlung bedeutet, ein sich vollkommen Hineinbegeben in einen anderen Kulturkreis und sich darin neu finden“, ergänzt Techet.

Diese Idee formt schließlich den goldenen Faden durch die Abende der Reihe, die am 10. Oktober mit einer Reise nach Indien im Palais Wittgenstein beginnt. Neben Alexandra von der Weth selbst gestalten Michael Adair, Bariton, Michael Faust, Flöte, Roland Techet am Piano und Bernt Hahn, Rezitation, eine musikalisch-literarische „Anverwandlung“ der „Mystik und des Eros“ Indiens. Neben Zemlinskys „Lyrischer Symphonie“ erklingen Werke von Olivier Messiaen und Giacinto Scelsi. Dem Projekt liegt nicht nur der west-östliche Brückenschlag am Herzen, auch soll zeitgenössischere Musik mit Werken aus der älteren Kunstmusiktradition kombiniert werden.

So findet bei dem zweiten Konzert der Reihe im Goethe-Museum, 21. November, das sich emphatisch Persien und somit dem Themenfeld des Divan, Hafi und Goethe widmet, ein Brückenschlag zwischen Hugo Wolf, Schubert, Ravels Scheherezade und Musik der aserbaidschanischen Komponistin statt. Weitere Konzerte, jeweils um 20 Uhr, sind zudem zu China (12. Dezember), hier lässt man chinesische Flöte auf Mahlers Lied von der Erde treffen und garniert es mit Werken von Konfuzius und des Taoismus, und auch zu Japan (23. Januar) geplant. Beim letzten Konzert der Reihe unter dem Titel „Japan, die Poesie der Stille“ möchte man japanische Lyrik, Haiku und Tanka, auf Musik von  Toshio Hosokawa, Misato Mochizuki, Tōru Takemitsu und Robert Schumann treffen lassen.

Bei dem Programm legen die Macher zudem bei aller Schwerpunktsetzung auch auf unbekanntere, auch zeitgenössische Kompositionen, viel Wert auf Sinnlichkeit, wie sie uns versichern. Also wahrscheinlich nicht nur ein Programm für Kenner, sondern auch für neugierige Genießer.