Gesang Was macht eigentlich Sopran Alexandra von der Weth?
Düsseldorf · Ihre Stimmkrise ist lange her. Heute ist sie Expertin für Stimme, doch aktiv singen hören kann man sie auch.
Wenn man sich mit Alexandra von der Weth trifft, um sich ihre Lebensgeschichte, ihre Erfahrungen, ihre Ideen und Einsichten in die „Wissenschaft“ des Singens erklären zu lassen, begegnet man einer warmherzigen, offenen und vor Erzähl-Lust sprühenden Person. Zeitgleich spürt man ihre profunde Belesenheit, ihr Wissen um die menschliche Stimme.
Die in Düsseldorf lebende Sängerin kann so viel über die anatomischen und psychischen Hintergründe des Singens erzählen, dass man fast gar nicht glaubt, dass sie eigentlich von der Gesangspraxis, der Bühne kommt. Gesangsstimme, die feine, geführte für europäische Kunstmusik herausgebildete ist eine sehr sensible Sache. Welchen Höhen und Tiefen der Zustand der Stimme einer Sängerin bescheren kann, hat Alexandra von der Weth mehrfach am eigenen Leib erlebt. Von wechselnden Lehrern, die sie mal in gute, mal in schlechte Richtungen lenkten, einer internationalen Laufbahn zu einer Stimmkrise und wieder zurück.
Auch deshalb tut die Sopranistin heute alles, um anderen Menschen zu zeigen, wie man gesund und zeitgleich kunstvoll singt. Dabei geht auch um das Verständnis von den inneren Zusammenhängen im menschlichen Körper: Muskeln, Nerven, Antizipation. „Es ist ein hochkomplexes Schwingungssystem, in dem dreihundert Muskeln beteiligt sind“, erklärt von der Weth über das Singen, dabei müsse der Sänger an bestimmte Prozesse denken, sie vorfühlen und somit den eigenen Körper steuern. Immer hatte die 1968 in Coburg Geborene schon großes Interesse für Medizin, für das, was den Menschen im Innersten zusammenhält.
Von der Weth hat ihre Stimme wieder, gestaltet beispielsweise thematisch durchdrungene Konzerte, aktuell zu „Zauberinnen und Dämoninnen“ in der Oper, hat sich etwa Richard Wagner und den Frauen sängerisch gewidmet. In Gesprächskonzerten lässt sie ästhetisch-philosophische Einsichten mit Gesang zu rundum stimmigen Einheiten werden, etwa im Rahmen des Rheinischen Kultursommers 2018 zum Thema „Die großen Frauen in der Oper“. In Düsseldorf wird sie im November in der Tonhalle übrigens bei dem Cross-Over-Konzert „Doc Heilein and Friends“ zu erleben sein.
Ihre Erkenntnisse in der Stimmbildung hingegen vermittelt von der Weth in ihrem eigenen Institut für Stimmbildung. Dort gibt es Training für Sänger, Schauspieler, Sprecher, aber auch Führungskräfte. Auch gibt sie Unterstützung bei Stimmproblemen. Mit dem Verein Medico Arte wiederum versucht sie, Musikern zu helfen, die gesundheitliche Probleme haben. „Musikermedizin“ – denn es gibt leider typische Krankheiten, die vor allem Musiker plagen, nicht nur Sänger.