Jede Menge Spaß und ein Hauch Melancholie
Premiere: Die Comedian Harmonists sagen in der Komödie an der Steinstraße „Jetzt oder nie“.
Düsseldorf. Das Ende der Comedian Harmonists ist eigentlich nicht der typische Stoff, aus dem Komödien gemacht sind. Und dennoch gelingt es dem Autor Gottfried Greiffenhagen sowie dem Regisseur Martin Woelffer und einer brillanten Darsteller- und Sängergruppe in der Komödie an der Steinstraße mit dem Stück "Jetzt oder nie" das Komische an der Geschichte herauszuarbeiten. Und die unsterblichen, musikalisch und mit ihren Texten noch heute zündenden Songs der Comedian Harmonists tun ihr Übriges, den Besucher mitzureißen. So ist das Bühnengeschehen im Ernst noch zum Lachen.
Man schreibt das Jahr 1935, und im nationalsozialistisch terrorisierten Deutschland stehen die beim Publikum so beliebten Comedian Harmonists vor dem Aus. Denn drei von ihnen sind Juden, was zum Verbot der Gesangsgruppe führt. Es kommt zur Trennung, denn die "Arier" unter den Comedian Harmonists versuchen in Deutschland Karriere zu machen und wollen nicht zusammen mit den drei jüdischen Mitgliedern emigrieren, die wiederum im Ausland versuchen als Musiker Fuß zu fassen.
Die Handlung erlebt der Zuschauer als Rückblende: 40 Jahre nach dem Trennungstag, am 13. Februar 1975, sitzt der in die Jahre gekommene Ex-Comedian Harry Frommermann in seinem Dachstudio und diktiert Erinnerungen an die schwierigen Zeiten in ein Aufnahmegerät. Während im Hintergrund ein Lied von der letzten gemeinsamen Platte erklingt, kommen im Vordergrund junge Sänger-Schauspieler und ein Pianist herbei - die Comedian Harmonists in Frack, Zylinder - und viel sängerischer Power, wie sich alsbald herausstellt.
Die Gruppe besitzt viele Eigenschaften der originalen Comedian Harmonists, vor allem Thomas Winter als Tenor-Buffo Harry und seiner Begabung, mit der Stimme jede Menge quäkender Instrumente nachzuahmen, ähnelt dem Vorbild zum Verwechseln. Jörg Daniel Heinzmann alias Pianist Erwin überzeugt als Darsteller und mehr noch am Flügel, wo er die knifflige Aufgabe übernimmt, dieses spezielle, rhythmisch sehr flexible Vokalensemble zu begleiten. Knorrige Komik verbreitet Peter Rühring in der Rolle des alten Harry, der unermüdlich mit Grammophon, Mikro und Tonbandgerät hantiert, nicht nur um Memoiren aufzuzeichnen, sondern insgeheim am Comeback mit einem "Vocal Orchestra" zu basteln. Ein stimmungsreicher Abend mit Situationskomik, hinreißender Musik und einem Hauch von Melancholie.