Jubiläum im Theater Luegallee

„Forever Young“ nennen Ingrid Wanske und Joachim Meurer ihre Revue zum 30-jährigen Bestehen ihrer Privatbühne.

Düsseldorf. Eine Bühne mit nur 85 Plätzen und einem plüschigem Vorhang als Hauptbestandteil eines Bühnenbildes kann doch kaum erfolgreich sein. Oder? Wenn Schauspieldirektor Joachim Meurer und seine Frau Ingrid Wanske im Theater an der Luegallee ihre Geburtstagstorte zum Jubiläum auf die Bühne bringen wollen, müssen sie den Kopf einziehen, weil ein dicker Balken ihnen sonst eine Beule am Kopf beschert. Wer diesen kulturellen Kellerbetrieb aufsucht, wird über eine schräge Rampe nach unten geführt. Wo einst eine Motorrad-Werkstatt lag, führt das Ehepaar Revuen, Boulevard-Komödien und Weinachtsmärchen auf. Zum 30-jährigen Bestehen zeigt dieser quirlige Kellerbetrieb ein köstliches Nummern-Programm — Titel: „Forever young“.

„Go linksrheinisch“ steht auf Plakaten und Theaterzetteln. Die Theatermacher appellieren auf diese Weise an die Nachbarn aus Ober- und Niederkassel. Ingrid Wanske erklärt, warum dies dringend notwendig sei: „Früher konnten wir auf die Besucher-Organisationen setzen, aber es gibt immer weniger Abonnenten, und die jüngeren Theatergänger lassen sich nicht binden. Deshalb ist der freie Verkauf so wichtig.“ Diesen nutzt etwa Andreas Dippelhofer, ein Besucher gleichsam von nebenan. „Wir sind vor zwei Jahren in die Markgrafenstraße gezogen und freuen uns über das Theater nebenan. Wir können uns gut vorstellen wiederzukommen, denn ’Forever young’ ist ein besonderes Erlebnis.“

Die besten Nummern aus den letzten Jahren sind der Renner. Es geht wie einst zur Eröffnung des Theaters um die Liebe, die Lebkuchenherzen, die Fernseh-Sitzungen und das Lied von der Currywurst. Die Jubiläums-Revue ist quirlig. Es gibt zwei Stunden lang Unterhaltung pur.

Das Publikum kennt das Ensemble. Die Stimmung ist familiär. In der Regel stehen drei bis vier Schauspieler auf der Bühne, zum Geburtstag sind es acht. Die Konsequenz ist hart: Egal, ob drei oder acht Künstler mitmachen, sie müssen sich das bisschen Geld teilen, das die Theaterkasse abwirft. Hinzu kommen zwei Personen vor der Bühne, für Licht, Technik, Kasse und Bar.

Sie alle spielen gern in diesem Mini-Raum. Eines wurmt Ingrid Wanske allerdings: „Wir müssen viel Geld an die Gema zahlen. Davon könnten zwei weitere Schauspieler finanzieren.“ Die Chefin schreibt die „Überbrückungstexte“ zwischen den Nummern selbst, dichtet das Lied von Schillers Glocke um und singt auf den Weihnachtsmann.

Bescheiden ist der Umgang mit den Requisiten. Joachim Meurer benutzt eine Möhre und einen Kartoffelschäler als Bühnenutensilien für sein Lied vom „Liftingstick“. Er zieht die Schale der Möhre nach oben und kalauert, wie jung nun die Möhre nach dem Peeling sei. Das Publikum lacht. .

Während sich die Theaterleiter über die Resonanz ihrer Premiere freuen, denken sie schon ans nächste Programm. Joachim Meurer nimmt sich stets viel vor: „Im Jahr haben wir 13 bis 15 Produktionen, darunter sieben Neuproduktionen.“ Am Abend nach der Aufführung ist die Arbeit immer noch nicht zu Ende. Da dekorieren er und seine Frau schon die Wände für die nächste Matinee.

Das Theater lebt vom Fleiß des Teams. Die Direktoren agieren als Regisseure und Schauspieler, Organisatoren und Texter. Nur das Bühnenbild geben sie in fremde Hände. Und die Stimmtrainerin wird extra bezahlt.