Kabarett: Voll krasse Deutschstunde
Martin Maier-Bode feiert im Kom(m)ödchen Premiere mit seinem Programm über deutsche Eigenheiten.
Düsseldorf. Martin Maier-Bode ist "Voll krass deutsch". So sieht er aus - gestutzter Vollbart und hohe Stirn. So heißt auch sein neues Programm, das Montagabend im Kom(m)ödchen Deutschland-Premiere hatte. Maier-Bode erklärt den Deutschen, was ihn oder sie eigentlich ausmacht: "Barbarei? Ja! Nur geordnet muss sie sein."
Der Kabarettist und Autor aus Neuss erklärt außerdem, warum die Deutschen aussterben. Das liege unter anderem an einer gewissen Verkopftheit - Stichwort "Sexoptimierung per Excel-Tabelle" - und natürlich auch daran, dass die Deutschen im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedern, wie zum Beispiel den Franzosen, emotional benachteiligt sind. "Ein deutscher Mann, der Gefühle zeigen soll, wäre wie eine heiße Liebesszene mit John Wayne", findet Maier-Bode.
Zu Beginn seines knapp zweistündigen Programms ist Maier-Bode seine Premieren-Nervosität anzumerken. Während er den jüngsten Wahlkampf auf die Schippe nimmt, zünden einige Gags nicht richtig. Außerdem gibt es ein kleines Problem mit der Beleuchtung. Nach wenigen Minuten hat sich Maier-Bode gefasst und lässt Archetypen der Deutschen auftreten: den dauerbeleidigten Ossi und den dank VHS-Kurs besserwissenden Oberstudienrat Heinz-Rüdiger. Letzterer behelligt einen Kubaner mit seinen Sambatanz-Kenntnissen und scheitert beim Versuch, einer Aldi-Kassierin das orientalische Feilschen beizubringen.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit scheint Maier-Bodes Nervosität verflogen, und auch der Einsatz des Bühnenlichts funktioniert anstandslos. Der Kabarettist blüht auf und erklärt das Wandern zu einem Grundpfeiler des Deutschen. Sowohl im nationalsozialistischen Horst-Wessel- als auch im kommunistischen Einheitsfrontlied findet er das Element des Wanderns - die Bewegung. Schließlich sei auch die Völkerwanderung schlicht ein aus dem Ruder gelaufener Volkswandertag gewesen.
Martin Maier-Bode hat mit seinem Regisseur und Kabarett-Kollegen Jens Neutag ein rundes und positiv bösartiges Programm auf die Beine gestellt, das auch eine Stenkelfeld’sche Eskalations-Reportage beinhaltet: Ein Japaner mietet ein Kabrio, um auf deutschen Autobahnen mal richtig zu rasen - und steckt ab 8.30 Uhr im Stau. Um 14Uhr gibt er an zu wissen, wie sich ein Amokschütze fühlt. Gegen 19Uhr besinnt sich der Asiate aufs mitgebrachte Samurai-Schwert und entledigt sich des Studienrates Heinz-Rüdiger, der ihm Samba beibringen will.
Typen wie Heinz-Rüdiger hat jeder schon einmal getroffen. Ein Quäntchen Besserwisserei steckt wohl in allen Deutschen, und Maier-Bode hält ihnen den Spiegel vor, ohne sich selbst dabei auszunehmen.