KIT: Kunstgenuss per Mausklick
Eine spannende Inszenierung zeigt zurzeit das KIT. Es präsentiert beispielhafte Videokunst der letzten 40 Jahre.
Düsseldorf. Wer von den Lichtluken am Mannesmannufer ins Innere des KIT (Kunst im Tunnel) schaut, ist enttäuscht, denn zu sehen gibt es — nichts. Es herrscht Dunkelheit. Man muss sich schon ins Kellergeschoss bemühen, dann wird dort doch noch alles lebendig.
„Bilder gegen die Dunkelheit“ heißt die Schau, in welcher man sich die Videokunst der letzten 40 Jahre in Installationen oder per Mausklick anschauen kann. Das Archiv des Imai (inter media art institute) präsentiert eine Auswahl von 50 Arbeiten.
Imai besteht seit 2006, mit Sitz im NRW-Forum. Es ist eine Stiftung der Stadt Düsseldorf und des Videokunstverleihers 235media aus Köln, der in den 80er Jahren den ersten deutschen Videovertrieb aufgebaut hatte. Heute sind in Düsseldorf 1500 von 3000 Videos archiviert.
Die Schau ist erstaunlich kurzweilig, denn Dejan Mujicic als Hausarchitekt im KIT hat Kojen, Kästen und Kinoräume gezimmert, Kopfhörer und Fernbedienungen besorgt. Die Besucher können über eine Brüstung in einen Guckkastenraum schauen oder sich wundern, wie eine Figur im Video von Michalis Nicolaides scheinbar aus der Wand heraustritt.
Die Künstler haben gleichfalls ihre Ideen beigesteuert. So bittet Norbert Meissner in eine Passfotokabine, allerdings nicht zum Selbstporträt, sondern zu Kinoklassikern im Schnelldurchlauf. Er hat zentrale Filmszenen mit kurzen Schnitten auf jeweils zwei Minuten komprimiert, und imponiert den Besuchern mit viel Tempo.
„Sisyphos“ nennt Jan Verbeek seine Arbeit in der Tunnelspitze. Der Meisterschüler von Nam June Paik ist der eigentliche Entdecker des Kunsttunnels zwischen den Fahrspuren am rechten Rheinufer. Als es sich noch um einen provisorischen Off-Raum handelte, betreute er mit seinem Künstlerkollegen Jost Wischnewski dort die ersten alternativen Ausstellungen.
Dazu gehörte schon 1994 jener „Sisyphos“, der seitdem nichts von seiner optischen Kraft verloren hat. Ein Kerl läuft noch immer mit seinen langen Beinen als Projektion an den Wänden entlang, während auf dem Boden rund 30 Baustellenlampen blinken. Die ständige Wiederholung des Gleichen gab der Arbeit ihren Titel.
Im Kontrast zu diesem Tempo-Lauf wirkt Sunjha Kims Film eher poetisch-meditativ. Die junge Künstlerin ist dem Zischlaut „tsch“ auf der Spur. Sie entdeckt den Ton überall in der Natur, im rauschenden Wasser oder im brausenden Wind. Sie ist das beste Beispiel für die neue Lyrik in der Kunst.