Konzert: Pianist Bruno Leonardo Gelber - „Im Geiste des Komponisten“
Der argentinische Pianist Bruno Leonardo Gelber spielte mit allen Pultstars dieser Welt. Morgen gastiert er in Düsseldorf.
Düsseldorf. Freitag, 13 Uhr, Hotel Intercontinental an der Kö: Der argentinische Pianist Bruno Leonardo Gelber (66) sitzt in elegantem dunklen Anzug, violettem Hemd und farblich perfekt abgestimmter Krawatte im Lobby-Sessel, die schwarzen Haare füllig nach hinten frisiert. Auf die Frage nach dem Datum eines Konzerts mit dem vor Jahrzehnten verstorbenen Dirigenten George Szell antwortet er nach beredtem Augenaufschlag, er könne sich nicht erinnern. Morgen spielt Gelber mit der Kammerphilharmonie Amadé unter Leitung von Frieder Obstfeld Mozarts C-Dur-Konzert im Robert-Schumann-Saal.
Herr Gelber, kommt die Kammerphilharmonie Amadé, die im Geiste des Mozart-Dirigenten Sandor Vegh musiziert, ihrer Auffassung vom emotionalen Spiel entgegen?
Gelber: Für mich geht es weniger darum, im Geist eines anderen Interpreten, als mehr im Geist eines Komponisten zu musizieren. Und die Kammerphilharmonie Amadé zeichnet sich durch eine sehr sorgfältige und expressive Musizierweise und einen schönen Klang aus.
Was hat sich in den vergangenen Jahrzehnten an musikalischen Interpretationen verändert?
Gelber: Heute sind technische Perfektion und Objektivität stark in den Vordergrund gerückt. Ich gehöre aber noch einer Generation an, für die das Gefühl eine wichtige Rolle spielt. Die jungen Leute aus Japan und China spielen ja ganz fantastisch und makellos. Aber manchmal scheint es mir, als hätten sie Schwierigkeiten mit dem Ausdruck.
Woran könnte das liegen?
Gelber: Das ist schon eine philosophische Frage. Vielleicht ist die heutige Kommunikation zu technisiert. Die Menschen verständigen sich über E-Mail und Handy, sehen sich dabei weder in die Augen noch entziffern sie die Handschrift des anderen. Ich liebe diese Technik nicht. Ich besitze noch nicht einmal einen Anrufbeantworter. Das soll keine Kritik an der heutigen Zeit sein. Aber mich reizen viele technische Errungenschaften nun mal gar nicht.
Sie haben mit den größten, teils schon verstorbenen Dirigenten des 20. Jahrhunderts zusammengearbeitet. Wenn Sie noch einmal mit einem davon auftreten dürften, welchen würden Sie wählen?
Gelber: George Szell. Die musikalische Kommunikation war einfach fantastisch. Wir haben die Werke auf die gleiche Art und Weise empfunden.
Reisen Sie mit eigenem Flügel?
Geboren 1941 in Buenos Aires
Studium zusammen mit Martha Argerich bei Vincenzo Scarramuzza in Buenos Aires und bei Marguerite Long in Paris.
Karriere 4500 Konzerte in Europa, Nord- und Südamerika und Asien.
Dirigenten Alle großen Pultstars von George Szell und Joseph Keilberth bis zu Sergiu Celibidache.
Konzert Morgen, 20 Uhr, spielt Gelber mit der Kammerphilharmonie Amadé im Robert-Schumann-Saal am Ehrenhof. Karten: Telefon 0211/899 61 23.