Jüdische Kulturtage: Ein Spion im Haus der Liebe
Tief und traurig, amüsant bis charmant albern: Maxim Biller philosophiert im Zakk über „Liebe heute“.
Düsseldorf. Maxim Biller hat Premiere. Zum ersten Mal, versichert er, kommt er zu spät zu einer seiner Lesungen. "Ich habe mich aufs Navigationssystem verlassen". So verfing er sich im Wendehammer auf der Kiefernstraße. Doch nun ist er da. Unruhig schweift sein Blick erst einmal übers Publikum. Dann sitzt er sicher in seinen zeitlosen Texten, die er in zwei Jahre langer Arbeit "wie an einem Roman" zusammentrug. "Liebe heute" lautet der Übertitel der Geschichten, die daraus entstanden sind, und aus denen er rund 90 Minuten lang in angenehm intimer Atmosphäre vorliest.
Schlichte, fein arrangierte Worte kommen unaufgeregt und damit umso spannender von seinen Lippen. Maren Jungclaus vom Literaturbüro NRW sitzt dem Autoren zur Seite, plaudert ab und an mit ihm. Wie will er die Liebe heute erklären? "Ich habe keine Ahnung. Ich kann nicht vom Podium herab etwas dazu sagen", meint Biller in sympathischer Bescheidenheit. Nur Nur eine Melodie davon, wie es ist, wenn man verliebt ist, will er formulieren. Und erzählt in "Sieben Versuche zu lieben" von Kindern, die sich kennen lernen, aus den Augen verlieren, wieder sehen, irgendwann vier Monate lang ein Paar sind, auseinander driften.
"Sie mögen keine Dauerzustände?", kombiniert Jungclaus. Biller nähert sich einer Antwort in Gegenfragen, um dann konkret zu werden: "Die größte Herausforderung ist es, dem anderen nicht ständig vorzugeben, er wäre die Liebe seines Lebens." Und: "Man ist immer eine Belastung für den anderen". Das klingt, wie er selbst bemerkt, sehr traurig. Darum verspricht er mit "Zwei Israelis in Prag" eine lustigere Geschichte. In ausgefeilten Strukturen berichtet er entlang einer olfaktorischen Wahrnehmung von kleinen Momenten des Lebens, alltäglichen Zerrissenheiten, dem Kommen und Gehen, dem Wechsel der Stimmungen.