Interview mit Wolfgang Laib: Das ganze Leben ist Meditation
Wolfgang Laib ist ein ruhiger Mensch. Wir sprachen mit ihm in der Galerie Fischer vor seinem Feld aus Blütenstaub und Reis.
Düsseldorf. Herr Laib, Ihre Arbeit ist streng, und doch leicht fließend. Was für einen Reis verwenden Sie?
Laib: Es ist Basmati-Reis, ein Langkornreis, kein Bruchreis, eine der besten Reissorten. Er ist schön in seinem Weiß. Ich setze gegen die kalte, neutrale Farbe des Galerie-Raums meine fruchtbare Farbe.
In Ihrem Reisfeld sind fünf Häubchen in Gelb. Ist da kein Pigment drin?
Laib: Das ist nur Blütenstaub von der Haselnuss. Das ist der männliche Samen. Darum geht es. Das ist der potentielle Anfang der Vegetation.
Stört Sie eigentlich der Betonboden der Galerie?
Laib: Ein Boden aus Beton ist etwas für mich. Aus dem Gegensatz lebt meine Arbeit. Ich würde sie nicht auf einer Wiese zeigen.
Die Konzentration in Ihrer Arbeit ist wichtig. Wo wohnen Sie denn?
Laib: In der Nähe des Bodensees, 60 Kilometer von der Schweiz entfernt, in Baden-Württemberg.
Haben Sie eine Professur?
Laib: Ich habe keine Professur, und ich habe auch nicht an einer Akademie studiert, ich habe die Akademie nur von außen gesehen.
Daher Ihre Freiheit.
Laib: Ich wollte mich nicht einbinden lassen.
Heute muss es schwer sein, Arbeiten aus Bienenwachs und Blütenstaub zu verkaufen?
Laib: Ich habe eine wunderschöne Balance gefunden, ich bin in kein Loch gefallen. Ich bin immer wieder monatelang zuhause, in einem kleinen Dorf, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Von 100 Künstlern wären 99 nicht dorthin zurückgekehrt. Ich kann dort arbeiten. Ich wäre traurig, wenn ich nur dort wohnen würde, (Laib hat ein Haus in Indien, d.Red.) aber den Blütenstaub habe ich nur dort. Es geht nicht darum, verschiedene Sorten Blütenstaub zu haben, sondern darum, dass ich die Konzentration und Intensität nicht verliere.
Ihre Himmelsleiter und Hausmodelle scheinen auszuschwitzen. Jedenfalls kommt unter dem Schwarz ein Rot hervor. Warum?
Laib: Es ist burmesischer Lack. Er schwitzt aus den Bäumen aus. Diesen Lack gibt es in Burma, China und Japan seit Jahrtausenden. Es ist ein transparenter Harz. Unten ist er rot. Wenn er an die Luft kommt, wird er schwarz.
Sie benutzen auch Bienenwachs. 1990 haben Sie bei Fischer einen Wachsraum gemacht. Wie kommen Sie an den Wachs?
Laib: Man kann ihn in einer Kerzenfabrik kaufen, die holt ihn von den Imkern. Bienenwachs gab es schon im alten Ägypten. Je älter er wird, desto mehr Patina hat er.
Sie übersetzen das Minimale ins Meditative und Symbolische. Meditieren Sie?
Biographie: Wolfgang Laib wurde 1950 in Metzingen geboren, lebt in Biberach. Laib studierte Medizin. Er arbeitet mit natürlichen Materialien wie Reis, Blütenpollen und Bienenwachs und ist international berühmt. Er wurde je drei Mal auf der Biennale in Venedig und auf der Documenta gezeigt.
Ausstellung: Er zeigt in der Galerie Konrad Fischer ein Reisfeld aus angehäufeltem Basmati-Reis, in leicht schwankenden Reihen. Die Reishäufchen liegen längs und quer fast parallel zueinander. Für den Besucher ist gerade noch Platz, um an den weiß gekälkten Galerie-Wänden vorbei zu laufen.
Kunst: In seinen Arbeiten treffen sich Bewegung und Stille, Material und Immaterielles, Beständiges und Flüchtiges. Er ist in seiner Kunst auf der Suche nach einem Übergang in eine andere Welt.
Galerie Konrad Fischer: Sie liegt an der Platanenstraße 7, 40233 Düsseldorf. Die Ausstellung läuft bis 19. Mai, Die Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags 11 - 18, samstags 11 - 14 Uhr.