Stummfilm: Zu den Bildern zischt und rattert es im Orchester
Martin Matalon und die „musikFabrik“ finden für den Stummfilmklassiker „Metropolis“ eine neue Sprache. In der Tonhalle begleiteten die Musiker den Film simultan zum Geschehen auf der Leinwand.
<strong>Düsseldorf. Geräusche monströser Maschinen mit absurden Funktionsweisen prägen das Klangbild der Filmmusik, die Martin Matalon 1995 zu Fritz Langs stummem Klassiker "Metropolis" (1927) komponiert hat. Unter Leitung des Komponisten interpretierte nun das auf Neue Musik spezialisierte Instrumentalensemble "musikFabrik" dieses illustrative Werk simultan zum Film. Der Event lockte ein weitgehend junges Publikum in die Tonhalle. Der Film "Metropolis" spielt im Jahr 2027. Er ist Ausdruck einer Zukunftsangst, die in der industriellen Automatisierung vor allem die Fratze einer menschenverachtenden Zweiklassengesellschaft sieht. Unter der Erde hausen die Arbeiter mit ihren Familien und schuften sich in zehnstündigen Schichten halb kaputt, während die Reichen und deren Söhne auf der Erdoberfläche und in paradiesischen Klubs das Leben genießen.
Matalon orientiert sich mit seiner Musik dicht an der Bildsprache
Zwischen Oben und Unten wandelt eine messianische weibliche Gestalt namens Maria, die nach einem Mittler sucht, der Hirn und Hände mit Kraft des Herzens verbindet. Ausgerechnet der Sohn des kaltherzig erscheinenden Metropolis-Herrschers Fredersen wird diese Aufgabe übernehmen.
Wenn die zweieinhalb Stunden in der Tonhalle wie im Flug vergehen, so sind es die futuristischen Gebäude, die die Silhouette des heutigen Schanghai vorwegzunehmen scheinen und das Science-Fiction-Film antizipierende Labor des Erfinders Rotwang, die den Besucher in den Bann ziehen.
Dass das Ende moralisch und kitschig wirkt, liegt an der Zeitdistanz. Diese die Kraft der Liebe und des Herzens beschwörende Intention erinnert an Murnaus Faust-Verfilmung, die Liebe auch als Lösung allen Übels exponiert. Vielleicht sind wir heute zu desillusioniert für solches Sentiment.