Kunst im öffentlichen Raum Rozbeh Asmani gestaltet die Litfaßsäulen der Stadt

Düsseldorf · Auf 150 Litfaßsäulen zeigt der Künstler, wie stark Farben mit Marken assoziiert werden.

Ein Mitarbeiter von Künstler Rozbeh Asmani plakatiert eine Litfaßsäule mit Farbmarken.

Foto: Rozbeh Asmani

Wer demnächst in Düsseldorf an einer Litfaßsäule vorbeigeht und auf ihr eines von vielen textlosen Plakaten mit den Farben blau und gelb sieht, vermutet vielleicht dem schwedischen Möbelhaus Ikea wäre beim Abdrucken ihrer neuesten Werbung ein Fehler unterlaufen. Es handelt sich aber um eine Litfaßsäule, die der Künstler Rozbeh Asmani für sein Projekt „Colourmarks“ beklebt hat.

Er veranschaulicht die tief greifende Wirkung von Farben und ihrer Zusammenstellung und wie Marken das für sich nutzen. Seit 2012 arbeitet der aus dem Iran stammende Künstler mit Farbmarken, welche durch das Marken- und Patentamt geschützt sind. Unter Farbmarken versteht man den Teil der Markenidentität, der sich durch die Farbgebung der Produkte oder des Logos äußert – so wie bei Ikea.

Rozbeh Asmani trennt in seinem Projekt Farbmarken von den dazugehörigen Logos, Namen und ihren Produkten. Daraus entstehen nüchterne Farbtafeln, die bis Oktober die Litfaßsäulen der Stadt zieren. Jede ist mit elf Farbflächen und einem Impressum versehen. Dem Plakatierer bleibt die Zusammensetzung der Tafeln selbst überlassen, sodass jede Litfaßsäule einzigartig ist. Die Farbdarbietungen spielen – losgelöst von ihren Marken – mit der Erwartung des Betrachters. Man vermutet einen werbenden Inhalt, sieht aber zunächst nur leere Farbflächen. Erst durch die überall präsenten Marken erhalten die Tafeln Bedeutung. Während auf den ersten Blick die reine Ästhetik dominiert, wird auf den zweiten Blick die Funktion der Farben deutlich. So verbinden viele die Farbe Lila mit der Schokolade von Milka.

Diese Farbaneignung brachte ihn auf die Idee zu seinem Projekt „Colourmarks“. Für seine Abschlussarbeit im Jahr 2009 entwarf Rozbeh Asmani die Schokoladenfigur „Shirin“. Ihr Tschador, ein verhüllender Schleier, sollte lila sein. Da Milka einen rechtlichen Markenschutz auf unter anderem die Farbe Lila für Verpackungen besitzt, durfte er diese nicht verwenden. Für Asmani eine künstlerische Einschränkung. Seitdem befasst er sich mit Farbmarken.

Rozbeh Asmani wurde 1983 im Iran geboren. In Leipzig studierte er Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Nach seinem Abschluss war er 2010 Meisterschüler des österreichischen Künstlers Günther Selichar. Asmani absolvierte ein weiteres Studium an der Kunsthochschule für Medien in Köln. 2015 wurde er als erster Künstler in das Junge Kolleg der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste aufgenommen.

Asmanis Projekt umfasst 150 Litfaßsäulen der Stadt. Eine von ihnen befindet sich als Dauerinstallation vor dem Gebäude der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste (Karl-Arnold-Haus der Wissenschaften, Palmenstraße 16). Bereits im Jahr 2017 verwirklichte der 36-Jährige ähnliche Installationen in Köln. Ein Blick in die Zukunft verrät, dass Berlin ebenfalls als Schauplatz für seine Kunst dienen könnte.

Mit der Werkgruppe „Colourmarks“ greift der Künstler das Spannungsfeld zwischen rechtlichem Markenschutz der Farben und der per Verfassung garantierten Kunstfreiheit auf.

„Colourmarks“ lädt oft eher zu einem Rätselraten über die verborgenen Marken ein, da jeder die Stärke einer Farbmarke unterschiedlich wahrnimmt. Die eigentliche Bedeutung des Projektes eröffnet sich nur dem aufmerksamen Betrachter.