Kunstakademie hat eine neue Rektorin
Senat der Hochschule wählte die amerikanische Bildhauerin Rita McBride als Nachfolgerin von Tony Cragg.
Düsseldorf. Der Musentempel am Eiskellerberg mag berühmtere Lehrer haben, die auf der Hitliste des Kunstkompasses ganz oben stehen, wie Rosemarie Trockel, Andreas Gursky oder Katharina Fritsch. Doch diese Herrschaften wollten nicht die ehrenvolle, aber arbeitsaufwendige Aufgabe übernehmen und Rektor oder Rektorin an der Kunstakademie werden. Rita McBride (Jahrgang 1960) aber macht es. Gestern wurde die Professorin für Bildhauerei vom Senat einstimmig gewählt. Und es gab viel Dank dafür, dass sie die Wahl annahm. Denn in Düsseldorf wollen sich all die berühmten Künstler nicht von einem Verwaltungsmenschen führen lassen, wie es andernorts häufig der Fall ist.
McBride liebt es subversiv, ihre Kunst wird stets von leichter Ironie begleitet. So ehrte sie etwa im Heine-Jahr den Dichter, aber spielte mit ihm wie mit allen großen Geistern. Ihre Studenten schleppten einen schwarzen Kasten herbei, wobei man nicht wusste, ob es sich um das Fundament eines Denkmals oder um einen schwarzen Sarg handelte. Auf dem katafalkartigen Gebilde stand denn auch eine fiktive Jahreszahl, also weder das Geburts- noch das Todesjahr des großen Dichters. Vielleicht ging es ja um den eigenen Tod?
Sie ist jung, dynamisch, unverkrampft und keineswegs auf hierarchisches Gehabe erpicht. Das Einzige, woran es bei ihr noch ein klein wenig hapert, ist die deutsche Sprache. Sie versteht sie, die Antworten pflegt sie allerdings lieber in Englisch zu geben. Vielleicht steckt ja dahinter eine gewisse Taktik.
Die Hartnäckigkeit nimmt man ihr ab, denn sie versteht es zu kämpfen. Acht Jahre dauerte es, bis sie den gewonnenen Wettbewerb für eine kolossale Skulptur auf einem belebten Platz in München verwirklichen konnte. Es gelang ihr, indem sie ihr Kunstwerk mit „Mae West“ bezeichnete. Schließlich zog sie Räte, Kunstkenner, Bürgermeister und Stadtgestalter lächelnd, aber sicher durch den Kakao. Heute ist ihr Werk im Münchener Stadtbild fest verankert. Zuvor, 1997, hatte sie ein Metallraster vom Baumarkt so niedrig in eine Ausstellung gehängt, dass die Besucher nur bückend durch die Installation kamen.
Rita McBride wurde 1960 in Des Moines, Iowa, geboren und studierte in New York zur Zeit von Minimal Art und Konzeptkunst. 1999 kam sie als Stipendiatin nach Berlin und blieb bis 2000, um dann nach New York zurückzukehren. Da sie immer mehr in Deutschland ausstellte und Galerien in Köln und Düsseldorf hatte, ließ sie sich erst in Köln nieder. An die Kunstakademie kam sie, weil Fotokünstler Thomas Ruff und Bildhauer Georg Herold ihr empfahlen, sich zu bewerben. Sie wurde 2003 Düsseldorfs jüngste Akademieprofessorin. Zehn Jahre später ist sie nun ab 1. August Düsseldorfs jüngste Akademierektorin, als Nachfolgerin ihres Bildhauerkollegen Tony Cragg.
Ihre Wohnung hatte sie erst in Neuss, heute lebt sie an der Luegallee und hat dort auch ihr Atelier. Sie kauft ihre Brötchen wie jedermann ein und läuft über die Oberkasseler Brücke zur Akademie.