Kunsthandel: Zensur und Krach statt Einheit
Die kulturelle Zusammenarbeit von Köln und Düsseldorf ist gewollt. Aber die Düsseldorfer spielen sich gegenseitig aus.
Düsseldorf. In Düsseldorf sieht man immer häufiger den Wahl-Kölner Daniel Hug, den neuen Chef der Art Cologne, der die Traditionsmesse wieder flott machen möchte. Hug weiß, dass er dies nicht ohne Düsseldorf kann. Seine Idee: "Wenn man die Aktivitäten beider Städte vereint, ist das Rheinland ein wichtiger Handelsplatz von der klassischen Moderne bis zur jungen Kunst." Köln und Düsseldorf sind zur Zusammenarbeit gewillt, aber aller Anfang ist schwer. Die Kölner Galerien sind einfach pfiffiger als die Düsseldorfer.
Das zeigte sich kürzlich. Köln eröffnete nach den Sommerferien und hatte Erfolg. Düsseldorf lud im September zur parallelen Vernissage. Fast alle Galeristen machten mit, aber es kamen kaum Gäste. Warum? Leipziger Galerien eröffneten in der alten Baumwollspinnerei, und Berliner luden zur Art Berlin Contemporary. Pech für Düsseldorf.
In der Landeshauptstadt kämpft man nicht Seite an Seite, sondern es agiert die eine Clique gegen die andere. Noch nicht einmal ein gemeinsames Leporello ist möglich. Stattdessen dividiert man sich auseinander. Bisher gab es zwei Galeristen-Listen, eine für die traditionelleren und eine für die moderneren Häuser. Nun ist eine dritte Fassung hinzugekommen, "Cahier No 1". Dabei haben die selbst ernannten Redakteurinnen Linn Lühn, Galerie-Sprecherin aus Köln, und Vanessa Joan Müller, Leiterin des Düsseldorfer Kunstvereins, die Teilnehmer nach eigenem Gutdünken ausgewählt. Vanessa Müller sagt im WZ-Gespräch: "Die exklusive Auswahl war eine pragmatische Entscheidung. Wir wollten die aktuelle, junge Kunst haben. Vollständigkeit ist nicht gewollt." Müller gibt zu: "Man macht sich automatisch Feinde." Linn Lühn sagt, das neue Heft sei nur als "Ergänzung" gedacht.
Hinter vorgehaltener Hand hagelt es Proteste. Der Sprecher der Düsseldorfer Galerien, Wolfgang Gmyrek, fühlt sich genauso ausgeschlossen wie die Galerie Schmela, eine Institution in Düsseldorf. Die Galerie Remmert und Barth, Vorzeigegalerie für Kunst der 20er Jahre, wird nicht erwähnt, während die Galerie Cosar im Cahier erwähnt ist. Nach Auskunft von Michael Cosar habe Remmert und Barth keine Chance, erwähnt zu werden, weil sie nicht modern genug sei. Prompt spricht die Galerie Voss von einer neuen Zensur.
Cosar hofft auf gemeinsame Eröffnungen in Düsseldorf und Köln, als dreitägigen Marathon: "Am Freitag treffen sich alle in Köln, am Samstag in Düsseldorf, und alternierend gibt es an beiden Orten ein Fest." Fragt sich, wohin die Gäste vor lauter Spaltungstendenzen in Düsseldorf gehen sollen?
Eines steht fest: Der Kunsthandel ist ein knallhartes Geschäft. Wer gut taktiert, wie die Galerie Beck und Eggeling, erhält sogar 150000 Euro Zuschuss von der Stadt für das Aufstellen der Werke von Abakanowicz im Ehrenhof.