Kunstraum: Die österreichische Kunstszene zeigt sich introvertiert
Eine Ausstellung junger Künstler aus der Alpenrepublik.
Düsseldorf. Die Österreicher kommen. "Unterwegs sein" nennt sich die bildende Szene, die im Kunstraum im Rahmen der Reihe "Scene: Österreich in NRW" vor Anker gegangen ist. Katharina Struber begrüßt den Besucher mit einer dreiteiligen Fotoarbeit, die die Stirnwand bestimmt. Sie hat in fester Filmeinstellung jeweils fünf Stunden lang die Menschen vor einem Tempel in Tokio fotografiert und diese 4000Standfotos mit dem Rechner neu zusammengesetzt. Vor den unverrückten Tempel-Aufbauten wirken die sich bewegenden Figuren wie im Zeitraffer festgehalten, in wechselnden Positionen.
Gregor Graf, Landesstipendiat in NRW, hat markante Gebäude in London aufgenommen, aber Reklame, Straßenschilder und Lebewesen wegretuschiert. Er hat für die Aufnahmen auf Augenblicke gewartet, wo die Sonne die Gebäude perfekt ausleuchtet. Was bleibt, ist eine merkwürdig zeitlose Architektur.
Unberührt ist die Welt auch bei Isa Riedl. Sie konzentriert sich in ihren Buntstiftzeichnungen, Gouachen und Aquarellen auf Restflächen zwischen dem Asphalt. Es sind Erinnerungsstücke an eine große, nicht mehr vorhandene Natur.
Vieles wirkt wie eine Sisyphus-Arbeit, wenn Karina Nimmerfall Kulissen von Kulissen baut und mit Projektionen versieht, die auch nichts anderes als Kulissen zeigen. Oder wenn Nicole Six & Paul Petritsch ein Video präsentieren, in dem jemand das Eis in einem zugefrorenen See aufhackt. Bei den Aufnahmen im Nebel weiß der Betrachter nicht, wo die Erde anfängt und der Himmel aufhört. Barbara Musil schließlich zeigt einen Film vom Land-Verkauf in Estland. Die Linien, die sie in die Naturräume einzeichnet, beruhen auf Katasterplänen von verkauften Grundstücken. Der Naturraum wird vom Wirtschaftsraum überblendet.
Ins Gastatelier nebenan hat Peter Sommerauer das Modell eines Brückenpfeilers in Pappe und Dachlatten eingebaut, so dass dem Besucher wenig Platz zum Atmen übrig bleibt. Auf einem kleinen Foto an der Wand sind die Nazi-Größen Speer und Hitler zu sehen, die gleichfalls ein Modell eines Brückenpfeilers betrachten.