Der schwere Weg zur Anmut

Die berühmte Porträt-Fotografin Bettina Rheims verrät im NRW-Forum, wie sie arbeitet.

Bettina Rheims ist trotz ihrer dunklen Sonnenbrille kein Typ wie ein Karl Lagerfeld, der seinen Besuch in einem Museum zum Einmarsch eines Helden macht. Sie sitzt vielmehr bescheiden auf einem Stuhl und wartet, dass die Gäste ins NRW-Forum kommen. Es ist der Live-Auftritt eines Stars, der eher scheu wirkt. Die Fotografin von Weltrang ist auf Einladung des Hausherrn Werner Lippert eigens für diesen Abend aus Paris eingeflogen. Sie liebt Düsseldorf seit der großen Retrospektive am Ehrenhof.

"Ich zeige Ihnen meine Frauen", sagt sie zu ihren Zuhörern. "Es sind Menschen, die mich bei zufälligen Begegnungen oder bei Foto-Sitzungen emotional berührt haben." Ganz einfach spricht sie über das, was sie berühmt macht - diese anrührende Menschlichkeit im Porträt. Dazu zeigt sie Dias von all den jungen, schönen Figuren, aber mit Augenringen, Falten, Abdrücken vom BH oder Slip, mit Pflaster oder transparentem Klebeband um die Wespentaille.

Sie erzählt, wie sie die Wände ihres Studios bemalen lässt. "Es soll so aussehen wie im Atelier des Bildhauers Giacometti, ein kalkiger Hintergrund." Ein karges Milieu ist es, mit Betonboden und einem großen, weißen Stein, der den Mädchen als Podest zum Sitzen oder Anlehnen dient. Das Motiv habe sie in alten Darstellungen der Melancholie gefunden. Idealisierung und Alltäglichkeit kommen hier zusammen.

Immer wieder betont sie, wie wichtig ihr die Beziehung zum Modell sei und dass niemand beim Fotografieren zuschauen dürfe. Den Zuhörern beschreibt sie das Unmögliche ihres Tuns: "Ich will mit der Kamera ins Innere des Menschen dringen und es offen legen." Es sei ihr egal, ob die Frauen berühmt sind oder nicht. Sie verschweigt, dass so eine Choreografie der Innerlichkeit präzise in Szene gesetzt sein muss, damit sie weder gefühlig noch kalt wirkt.

Sie berichtet, wie sie den Platz, das Design, die Tätigkeit des Modells arrangiert: "Ich brauche die Organisation. Ich brauche die Kamera. Ich komponiere. Es geschieht alles nicht so einfach. Aber was dann passiert, kann ich nicht erklären. Ich schaue mir ja nicht zu."