Ein Rot, so schmutzig wie aus dem Ruhrpott
Interview: Beuys-Schüler Meuser, heute selbst Professor, verwandelt Stahl vom Schrottplatz in kraftvolle Kunst. Er stellt in der Kunsthalle aus.
Das Gespräch führte Helga Meister
Meuser: Das ist so ein bürgerlicher Name, den sage ich nicht. Meuser ist auf der Straße entstanden. Seit ich sechs Jahre alt bin, heiße ich so.
Meuser: Nikolaus. Das stimmt. Ich lüge nicht.
Meuser: Die älteste Arbeit hier in der Kunsthalle ist von 1977. Das Blech habe ich auf dem Schrott gefunden und bemalt. Neben den vielen Fundstücken mache ich auch Zusammensetzungen.
Meuser: Ja, das stimmt. Ich bin dann aber zu der Überlegung gekommen, dass ich der Abstraktion nichts abgewinnen kann.
Meuser: Ich habe mich in den 70er Jahren stark mit Beuys und mit der Minimal Art auseinandergesetzt. Während des Studiums kam ich gar nicht auf den Gedanken, mich mit abbildenden Modellen zu beschäftigen.
Meuser: So wie ich die Farbe einsetze, hat sie eine Wichtigkeit. Der Grundanstrich ist eine normale Schutzfarbe. Früher war das Mennige, das darf man nicht mehr benutzen, denn es ist giftig.
Meuser: Wenn die Leute Stahl kochen, ist es dieses schmutzige Rot. Die Arbeit hat alle Schweissspurenreste drauf. Ich habe die Platte beim Schlosser Lenschen in Düsseldorf bauen lassen, den gibt es leider nicht mehr. Ich habe sie mehrmals mit Mennige und Rot gestrichen und dann einen T-Träger und ein Winkeleisen montiert.
Meuser: Nee, das bezieht sich auf meine dusseligen Lottorechnungen. Seit 30 Jahren machte ich mathematische Großkonstruktionen aus Lottokreuzen. Ich spiele ja nicht. Ich brauche so etwas. Damit halte ich meine Primär-Motivation aufrecht.
Meuser: Es gibt Stücke, die schleppe ich mit, die habe ich mindestens 30 Mal in der Hand, und es wird nichts. Manchmal muss man aufgeben und ein Stück aus Verzweiflung wegschmeißen.
Meuser: Das habe ich mir selbst beigebracht. Das kriegen Sie mit der Zeit raus. Sie müssen gucken und überlegen. Dann merken Sie: Geht. Geht doch nicht. Geht. Ein Maler überprüft die Komposition im Bild, ich komponiere außerhalb des Bildes.
Meuser: In diesem Fall ja. Da war mir die Farbflächenmalerei wichtig. Aber ich mache sie nicht weiter. Sie können nicht das Werk der Vorgänger noch einmal machen. Ich habe bei "Fledermaus" den rot gestrichenen Stahl in eine Schräglage gebracht. Ich kann Ihnen aber nicht sagen, warum ich die hintere Stahlwand niedriger gemacht habe.
Meuser: Ich habe es mit Preußischblau bemalt. Den Klebestreifen habe ich gelassen. Das kennen Sie ja bei Mondrian, bei diesem tollen Bild aus der Kunstsammlung. Das hätte ich gern bei mir ausgelagert.