KIT: Endlich darf Beuys’ Hase leben

In der Tunnelröhre am Mannesmann-Ufer ist ungewöhnliche Düsseldorfer Videokunst aus der Sammlung von Julia Stoschek zu sehen.

Düsseldorf. KIT, Kunstort im Tunnel, bleibt fast dunkel oder schwarzweiß. Farben flackern selten auf, abgeschirmt durch schwarze Boxen. Julia Stoschek, Inhaberin einer Privatsammlung für Videokunst, hat die Videokunst kuratiert und zugleich mitgeholfen, dass die technischen Tücken dieses abschüssigen Raumes gut überspielt werden.

Man muss sich an die Dämmerung gewöhnen, um Manuel Grafs Pingpong-Spiel mit Raum und Zeit, mit Animationen und dem anthroposophischen Goetheaneum von Rudolf Steiner als Gipsmodell zu erfassen. In einer anderen Arbeit reflektiert er die Reife anhand von Orangen, die in der monatelangen Laufzeit matschig werden dürften.

Trauer, Melancholie und leichte Angstgefühle beschleichen den Betrachter, der sich von Koje zu Koje schiebt. Andreas Korte reflektiert die Fragmentierung des Menschen, der mit dem Laptop in der Hand durch die Welt marschiert. Sein Hauptdarsteller wandert durch Düsseldorfs letzte Schmuddelecken, über Glassplitter und harten Beton hinweg.

Am Ende wird er seinen Computer im Fluss versenken und möglicherweise selbst dabei zugrunde gehen. Im zweiten Film des Künstlers, "The Driver", "Fahrer", irrt sein Alter Ego durch ein verwinkeltes Parkhaus und verliert im aussichtslosen Kampf mit dem Labyrinth die Orientierung.

Jan Wagner präsentiert zwischen Gardinenstoffen einen schummrigen Film: Ein Motorradfahrer lauert auf dem Stoppelfeld, einen Mönch beobachtend, wie er im Sack hopst, sich aber weder von der Stelle bewegt noch in himmlische Höhen springen kann.

Dennoch ist der Himmel in dieser Installation nahe, auf simple Weise: Wagner hat einen getriebenen Kupferkessel umgedreht und sendet einen Lichtstrahl darauf, den er zusätzlich durch eine Linse gebündelt hat. Der Strahl prallt auf die facettenartige Oberfläche, wird gebrochen und tanzt nun wie ein kunstvoller Sternenhimmel an der Wand.

Doch es gibt auch lustige Passagen. Christine Fochtmann sorgt im hintersten Zipfel des Tunnels für Gelächter mit der Installation "Flower Power": Sie hat aus einem Schullehrfilm Sequenzen genommen, in denen Schneeglöckchen, Tulpen oder Anemonen ihre Blütenblätter im Zeitraffer öffnen und schließen. Der Pfiff des Videos liegt darin, dass diese Blütenblatt-Bewegung zum Rhythmus passt, den die Tochter vom Schnarchen ihrer schlafenden Mutter aufgenommen hat.

Nicht verpassen sollte man die Black Box. Ian Ritterskamp, Sebastian Wolf und Tinka Stock verulken die Zeitgeschichte mit Plastilin-Männchen, die unter anderem auf US-Präsident George W. Bush zielen. Aber auch Joseph Beuys erklärt endlich einem kunstvoll lebenden Hasen die Bilder, die das Langohr mit köstlichem Kichern quittiert. Andreas Schneider schließlich lässt einen Dick-Mops zwischen Bahngleisen radeln und dabei mit seinen Pfunden wuchern.