Manfred Krug als Sänger

Der Tatort-Kommissar, das Berlin Jazz Orchestra und die Jazzsängerin Uschi Brüning geben sich erfrischend uneitel in der Tonhalle.

Düsseldorf. 71 Jahre alt ist er inzwischen und hat so einiges hinter sich. Ruhm und Erfolg schon in der ehemaligen DDR zum Beispiel, bis er 1976 gegen den Rausschmiss Wolf Biermanns protestierte. Der Ausreise in den Westen 1977 folgte eine zweite Karriere, die in der "Sesamstraße" begann und bis zur "Tatort"-Reihe führte, in der er den äußerst beliebten Hamburger Kommissar Stoever gab.

Schon zu DDR-Zeiten war Manfred Krug auch als Sänger von Jazz und gehobener Unterhaltungsmusik bekannt, als solcher präsentierte er sich jetzt in der Tonhalle mit dem Berlin Jazz Orchester.

Die 17-köpfige Big Band ist eine Gründung von Marc Secara, der gerade mal 32-jährige Absolvent der Berliner Musikhochschule Hanns Eisler möchte in die Fußstapfen großer Crooner wie Frank Sinatra treten. Er führte charmant durch den Abend und konnte auch gesanglich überzeugen, etwa beim Standard "Stormy Weather".

Die musikalische Leitung seiner Band hat Secara dem Big-Band-Urgestein Jiggs Wigham übertragen. Der Amerikaner hat in vielen wichtigen Big Bands Europas mitgewirkt, im Rheinland kennt man ihn auch als Leiter der Jazz-Abteilung an der Kölner Musikhochschule. Wigham ist Profi durch und durch, seine Posaunen-Soli sind - ein Markenzeichen - so geschmeidig wie die eines Flügelhornisten.

Uschi Brüning - First Lady of Jazz in der ehemaligen DDR - sorgte für die gesanglichen Höchstleistungen in der Tonhalle. Locker setzte sich die 61-Jährige über die fetzigen Bläsersätze, was Secara nicht immer gelang.

Besonders in zwei Arrangements von George Gruntz zeigte Brüning, dass ihre Stimme an Kraft noch überhaupt nichts eingebüsst hat. Brünings Ehemann Ernst-Ludwig Petrowsky (74) - noch so ein DDR-Jazz-Dinosaurier - steuerte auf Alt- und Sopransaxophon die schrägsten Soli bei.

Star des Abends aber war Manfred Krug, der (zumindest auf der Bühne) mit Starallüren wenig am Hut hat. Sein Sakko lässt er in der Garderobe, und auch im übertragenen Sinne demonstriert er auf der Bühne lockere Hemdsärmeligkeit.

Wie er da so leicht gebeugt über den mächtigen Bauch hinweg und durch die Gläser einer nicht mehr zeitgemäßen Pilotenbrille auf die Noten stiert, das Mikrofon mit beiden Händen wie zum Gebet ergriffen, das würde jedem anderen schlechte Haltungsnoten eintragen, bei ihm wirkt das erfrischend uneitel.

Mit unglaublicher Präsenz ist er bei der Sache, und was seiner tiefen Tenorstimme mit Nähe zum Bariton an Geschmeidigkeit fehlt, das macht sein Charisma dreifach wett. Darüber hinaus ist Krug ein begabter Songtexter.

Was seine deutschen Fassungen amerikanischer Standards oder eigene Liedtexte vom Durchschnittsschlager unterscheidet, ist eine augenzwinkernde Leichtigkeit und Stilsicherheit, die man bei deutschem Liedgut in der Regel leider vermisst.

Das Publikum war dankbar für zwei lange Sets, in denen die Solisten gleichberechtigt oder auch vereint beste Unterhaltung boten, begleitet von einer gut disponierten Big Band, deren Lautstärke nur manchmal zu einem etwas undifferenzierten Klangbild führte.