Komödie: Mütter und der alltägliche Wahnsinn

Ingolf Lücks „Traumfrau Mutter“ porträtiert im ausverkauften Capitol-Theater eindrucksvoll den Alltag mit Kindern.

Düsseldorf. Es geht blitzartig. Plötzlich ist eine weitere Person im Raum, die dorthin nicht durch die Tür gelangt ist. Und ebenso plötzlich wird im Kreissaal aus der Frau eine Mutter. Da gibt es kein Kino mehr, keine genüssliche Zeitungslektüre und meist bleibt auch die Karriere kläglich auf der Strecke. Die Frau stößt als quasi geschlechtloses Wesen in eine neue Welt, in der sich die Buggy-Begleiterinnen wie Harley-Fahrer mit geheimen Handzeichen begrüßen.

Einen so pointierten wie auch unterhaltsamen Einblick in den Kosmos zwischen Windeln und Fläschchen gibt Ingolf Lücks Komödie "Traumfrau Mutter", die am Mittwochabend im ausverkauften Capitol-Theater Premiere feierte. Erzählt werden dort die Geschichten von sechs Frauen und ihren Kindern. Dies passiert so anschaulich, dass eine junge schwangere Frau in der Pause schon die mitleidigen Blicke ihrer Geschlechtsgenossinnen erntet. "Das kann ja bei der richtig heiter werden, was die jetzt wohl denkt, wo sie das alles gehört hat", tuschelt eine Zuschauerin mit ihrem Begleiter.

Denn der Alltag einer Mutter ist nicht immer lustig, wie Linda (Suse Mann) eindrucksvoll beweist. Da war eben noch die Erleichterung, ein gesundes Kind zur Welt gebracht zu haben, und nur kurze Zeit später bricht die Kommunikation mit dem Partner zusammen. Auch die Briefe, die Linda schreibt, erreichen den Mann da draußen in der Berufswelt nicht. Denn was will eine Mutter auch erzählen, deren Alltag aus Füttern, Windelnwechseln und Umziehen besteht? "Früher saßen wir bei einem Glas Rotwein im Kerzenschein zusammen, und Du bist dann über mich hergefallen. Jetzt bist Du in der Welt da draußen, und die Kinder fallen über mich her."

Bei Deborah (Kathleen Gallego Zapata) gehört die Hänselei im Schickimicki-Kindergarten zum Alltag. Und das obwohl sie sich mit Namen wie Cayenne und Jimi-Blue ganz trendy fühlt. "Es ist gut, dass es Dein Kind gibt, wer soll sonst später bei uns putzen", sagt eine der Schickimicki-Mütter, die sich für etwas Besseres hält, zu Deborah.

Mit "Traumfrau Mutter" hat Ingolf Lück ein Stück inszeniert, das den Alltag der Mamas eindrucksvoll in Szene setzt, auch wenn es für den Zuschauer nicht immer leicht ist, das Gewirr der Einzelgeschichten zu entflechten. So wirken die Auftritte der sechs Darstellerinnen manchmal etwas slapstickhaft. Außerdem ist die Komödie zu lang geraten, was es dem Betrachter nicht einfacher macht. Wett gemacht werden diese Schwächen durch den ausgeprägten "Mutterwitz" des Stücks und sechs Schauspielerinnen, die als echte Mütter höchst eindrucksvoll die Bühne beherrschen.