Der Norden grüßt Venedig

Glasausstellung von finnischen Werken: Eine faszinierende Symbiose aus Formen und Farben ist im Grünen Gewölbe der Tonhalle zu besichtigen.

<strong>Düsseldorf. Extremer hätten die Gegensätze in der Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg nicht sein können als zwischen dem Norden Europas und den südlichen Ländern. Die Skandinavier bestimmten mit einer strengen, klaren Formensprache den Geschmack im Design, Italien liebte es farbig und froh. Ausgerechnet bei Venini, der legendären Hütte in Murano, kamen sich die kreativen Finnen Tapio Wirkkala (1915 bis 1985) und Timo Sarpaneva (1926 bis 2006) mit den experimentierfreudigen, jede Eskapade aufgreifenden Glasbläsern Italiens erstaunlich nahe. Eine faszinierende Symbiose aus Formen und Farben ist im Grünen Gewölbe der Tonhalle zu besichtigen.

Höhepunkt in der Verbindung von nördlicher und südlicher Kultur

Vor allem Wirkkala war ein umtriebiger Künstler, der die Umbrüche im amerikanischen Industrie-Design schon in den 50er Jahren kennenlernte und zugleich die ersten Kontakte zu Venini aufnahm. Er griff in Murano in den 60er Jahren Techniken wie die des traditionsreichen Fadenglases auf und kombinierte es mit seinen Gläsern. Er schuf in Farbe, aber bevorzugte die gedämpften Töne, wie man sie in seiner Heimat kennt. Er ließ sich die Gläser blasen, ausrollen und gegeneinander schieben, so dass er dezente Töne mit farbigeren kombinieren konnte. Er schob eine himmlisch-blaue, heiße Glasmasse wie im Whirlpool gegen eine bräunliche und ließ beide Farben gekonnt ineinander laufen.

"Wirkkala konnte alles", ist sich Helmut Ricke, Leiter des Glasmuseums, sicher, "er war ein richtiger Renaissance-Mensch, der für Rosenthal Porzellane schuf und für Spirituosenfirmen Wodka-Gläser".

Nach seinem Tod entwickelte sein finnischer Kollege Sarpaneva von 1989 bis 1993 für Venini seine Modelle. Sie wirken eigenwillig, abstrakt, präzise in der Form und strahlend in den Farben. Sie haben keine Anklänge mehr zu Nutz-Gläsern oder Dessert-Platten. Seine kraftvollen Formen und die strahlenden Murano-Farben genügen sich selbst, dank der Muraneser Meister.