Jugendclub: Wenn Schüler Lehrer spielen
Nigel Williams „Klassen Feind“ feierte Premiere im Jungen Schauspielhaus.
<span style="font-weight: bold;">Düsseldorf. Sie attackieren, provozieren und schikanieren ihre Mitschüler. Bully, zu deutsch "Tyrann", nennen englischsprachige Forscher jene Teenager, die Klassenzimmer in eine wahre Hölle für die Opfer verwandeln können. So auch Fetzer. Er ist das, was in der Biologie "Alphatier" heißt, und als "Leader of the Pack" derjenige, der das Sagen hat. Weil manche Lehrer sich nicht mehr trauen, in der berüchtigten Klasse zu unterrichten, fällt wieder einmal eine Stunde aus, und Klassendespot Fetzer bestimmt, dass reihum jeder der Mitschüler dran ist, den anderen etwas beizubringen.
Weshalb gehen Schüler in der Klasse aufeinander los?
In "Klassen Feind" kommt es so zu Unterricht jenseits des üblichen Stundenplans: Von Sex über Gartenbau bis zu einer kurzen Lehrstunde in die Finessen des Fenster-Einschmeißens ist alles dabei. "Du sollst uns was beibringen, keine Witze erzählen", brüllt Fetzer (Falk Merlin Grossmann) den hilflos stotternden Engel (Moritz Schultze) an und stählt seinen muskulösen Körper mit einer weiteren Reihe von Sit ups."Klassen Feind", ein Stück von Nigel Williams, hatte nun Premiere im Jungen Schauspielhaus. Was sind Gründe, dass Schüler aufeinander losgehen? Der Jugendclub geht der Frage nach und analysiert, wie unterschiedlich Gewalt bei Mädchen und bei Jungen funktioniert. Deshalb wird das Stück erst in einer rein männlichen Besetzung, ab 24. Mai in einer weiblichen Besetzung zu sehen sein.
In seiner mit sechs Jungs besetzten Variante geht Spielleiter Sven Post mit den psychologisch vielschichtigen Figuren, jeder auf seine Weise ein Psycho-Wrack, der Frage nach, wo bei Menschen die gemeinsame geistige Grundlage steckt, die sich den Kategorien von Gut, Böse, Richtig und Falsch entzieht.
Wirkliche Antworten gibt der Regisseur in seiner Inszenierung nicht, er streut Gedanken zum Thema Gewalt in ein bundesdeutsches Klassenzimmer, das mit einigen Tischen und Bänken an der Münsterstraße realistisch nachgestellt wurde.
90 Min, keine Pause, Aufführung: 19.April und 15. Mai, Premiere der weiblichen besetzten Variante am 24.Mai. Karten unter Telefon 0211/8523710.