Musik zum Hinschauen

Die Geigerin Janine Jansen gastiert mit dem Cincinnati Symphony Orchestra unter der Leitung von Paavo Järvi in Düsseldorf.

<strong>Düsseldorf. Ärmellose Kleider liebt Janine Jansen ganz besonders - und das nicht, weil die holländische Geigerin darin eine äußerst attraktive Figur macht: "Das Wichtigste ist, dass ich komfortabel spielen und meine Arme frei bewegen kann", lacht die 29-Jährige. Doch während in Fragen der Konzertrobe nicht selten ihre Mutter noch das letzte Wort hat, präsentiert sich Jansen auf der Bühne als profilierte Geigerin mit bravouröser Technik und heißblütigem Temperament. Dass angesichts ihrer Attraktivität mancher Konzertbesucher auch bei ihrem Düsseldorfer Gastspiel mit dem Cincinnati Symphony Orchestra unter Paavo Järvi nicht nur von ihrer Musik, sondern auch von ihrem Äußeren angetan sein wird, irritiert sie dabei keineswegs: "Schöner lässt sich Musik doch nicht erfahren", sagt die modebewusste Holländerin schlagfertig. Frau Jansen, In Deutschland wird gern die Krise der Klassik beschworen und über die Überalterung des Konzertpublikums gejammert - erleben Sie das auch so?Jansen: Ich sehe das nicht ganz so negativ. In Holland erlebe ich viele junge Menschen, die mich im Fernsehen gesehen haben und deshalb dann in eines meiner Konzerte kommen - und das finde ich schön, wenn ich auf diese Weise jungen Menschen einen Weg zur Klassik öffnen kann. Denn das Hauptproblem ist doch, dass Klassik als etwas sehr Elitäres gilt mit vielen Benimm-Regeln - aber erst wenn die Menschen die Chance bekommen, einmal ein Konzert selbst zu erleben, können sie doch wirklich sagen, ob es so unangenehm ist, wie sie dachten oder ob sie vielleicht ganz positiv überrascht sind. Wofür Sie Ihre Stradivari erklingen lassen - ist es eine Belastung, Abend für Abend drei Millionen Euro in der Hand zu halten?Jansen: Anfangs hatte ich schon ziemliche Angst und war ständig besorgt, doch zum Glück verliert sich dieses Gefühl mit der Zeit. Und inzwischen verbinde ich mit diesem Instrument, seinem reichen Klang und ungemein flexiblen Ton einen mindestens ebensolchen emotionalen Wert: Ein Leben ohne diese Geige ist für mich unvorstellbar - doch das hat rein gar nichts mit ihrem finanziellen Wert zu tun. Von einem ganz anderen Wert dürfte auch Ihr Vertrag mit einem großen Musiklabel sein. Nun verpassen Plattenfirmen jungen Geigerinnen gern ein bestimmtes Image. Wie sieht denn das Ihre aus? Jansen (lacht): Ich kann mit dem Begriff Image wenig anfangen ja, für mich klingt es auf eine bestimmte Weise negativ, denn Image ist etwas, das einem übergestülpt wird. Ein solches Image möchte ich aber gar nicht haben - ich bin ich! Natürlich ist etwa das Cover-Foto meiner letzten CD ein inszeniertes Foto und verkörpert damit auch ein Image. Aber das ist doch nur für das Foto! Nein, über ein Image für mich denke ich gar nicht nach. Und ich möchte auch nicht, dass meine Plattenfirma darüber für mich nachdenkt. Fürchten Sie als ausgesprochen hübsche Geigerin eigentlich, dass Ihre Musik mehr mit den Augen als den Ohren "gehört" wird?Jansen: Nein. Natürlich hören auch die Besucher in meinen Konzerten mit den Ohren. Zudem aber ist da bei einem Live-Auftritt eben auch ein ganz besonderes Kribbeln durch das gemeinsame Konzerterlebnis, und daher nimmt man natürlich auch mit den Augen viel auf. Doch genau diese Kombination macht für mich Live-Musik eben auch zur bestmöglichen Erfahrung, Musik zu erleben - und insofern ist es nichts Schlechtes, Musik mit den Augen zu hören.

Fakten zum Konzert und zu Janine Jansen

Aufführung Das Konzert mit dem Cincinnati Symphony Orchestra unter der Leitung von Paavo Järvi findet am 14. April um 20 Uhr in der Tonhalle statt. Karten (Kosten 40 bis 90 Euro) unter Telefon: 0211/8996123.

Künstlerin Janine Jansen spielt die "Barrere”, eine Violine von Antonio Stradivari (Cremona) aus dem Jahr 1727. Seit ihrem Debüt im Concertgebouw Amsterdam 1997 gilt die Künstlerin in ihrem Heimatland als ein Riesenstar.