Rentner auf dem Boulevard

Günther Beelitz, einstiger Intendant des Schauspielhauses, ist zurück in Düsseldorf. Jetzt inszeniert er erstmals im Theater an der Kö.

Düsseldorf. Dreizehn Mal ist er in seinem Leben umgezogen, nun hoffentlich vorerst zum letzten Mal. Günther Beelitz, einstiger Intendant des Schauspielhauses, wohnt wieder in Düsseldorf - aus Überzeugung: "Uns gefällt das ganze Umfeld. Außerdem bestehen hier immer noch viele Freundschaften, die damals entstanden sind." Damals, das waren die zehn Jahre seiner Intendanz am Gustaf-Gründgens-Platz, 1976 bis 1986.

Heute residiert der knapp 70-Jährige mit seiner Frau, mit der er seit 42 Jahren verheiratet ist, in einer Maisonette-Wohnung hoch über der Citadellstraße - und ist nach wie vor präsent auf den Bühnen der Region. Beelitz inszeniert mehr als zu Intendantenzeiten in Düsseldorf, als die Theaterleitung ihn voll in Anspruch nahm.

Nun zeigt erstmals das Theater an der Kö eine Beelitz-Inszenierung, und zwar eines von Deutschlands meistgespielten Stücken dieser Saison: "Der Gott des Gemetzels" der französischen Autorin Yasmina Reza.

"Das Stück hat mich interessiert, weil es gut gebaut und klug ist und die Verzweiflungen zweier Eheschlachten vorführt", erklärt Beelitz, warum er das Angebot von René Heinersdorff annahm. Für Heinersdorff wiederum ist die Beelitz-Inszenierung ein weiterer Beweis dafür, dass sich ein modernes Boulevard-Theater auch für anspruchsvolle Stoffe öffnen muss.

Die strenge Unterscheidung zwischen Boulevard und ernstem Theater sei ohnehin eine rein deutsche Eigenart, meint auch Beelitz. "Ich mache das Stück so, wie ich es auch woanders gemacht hätte", sagt der Regisseur, der zuletzt im Herbst mit einer Dortmunder Inszenierung, "Holzfällen" nach Thomas Bernhard, am Gründgens-Platz gastiert hatte.

Mit dem Düsseldorfer Haus verbindet Beelitz angenehme Erinnerungen. Karlheinz Stroux holte ihn 1968 nach Düsseldorf, als "künstlerischen Schlagknaben für alles" - eine Zeit, in der er "unendlich viel gelernt" habe. 1976 kehrte er zurück an den Gründgens-Platz und führte das Haus zehn Jahre: "Wir hatten eine Auslastung von 94 Prozent und haben fast
1000 Vorstellungen im Jahr gespielt." Ein "fulminantes Ensemble" habe er gehabt, Marianne Hoika ans Haus geholt, Hanna Seiffert und Dieter Prochnow. Amélie Niermeyer, heutige Intendantin, war seine Assistentin.

Im September wird Günther Beelitz 70, aber das Alter schreckt ihn nicht. "Ich bin auch mit 67, als ich in Rente ging, nicht in ein Loch gefallen." Durch Sport wie Tennis, Rad- und Skifahren hält er sich beweglich - und will auch künftig "ein fitter Turnschuh" bleiben.