Düsseldorf. Für ein volles Haus im Savoy sorgten Otto Sander und Götz Alsmann, die ihre Lieblingstexte von Wilhelm Busch lasen. Keiner Ankündigung oder Vorstellung bedurfte es - was sollte man über Otto Sander, der spätestens seit seiner Engel-Darstellung im "Himmel über Berlin" als Superstar gilt, oder den Mann mit der Tolle, weiten Teilen der Nation als "Götzimaus" bekannt, sagen? Dass Sander-Fans ihrem Otto auch zuhören würden, wenn er aus dem Telefonbuch verläse? Dass Götz Alsmann stets den Schalk im Nacken sitzen hat, egal, ob er musiziert, moderiert oder liest?
Alsmann und Sander lesen "Max und Moritz"
Beide Männer nahmen also an ihren Tischen vor den Mikrofonen Platz, Otto Sander begann mit "Mein Lebenslauf", darauf verlas der promovierte Musiker den "Brief an den Verleger" und so wechselten sich die zwei mit Lesen und Zuhören auch bei Buschs wohl berühmtestem Kinderbuch "Max und Moritz" weiter ab. Es war schlicht hervorragend, wie die beiden den Vorlese-Job erledigten. Mit Lust sprachen sie die Verse, und wenn Otto Sander die im Ofen schmorenden Hühner beschrieb, meinte man regelrecht zu hören, wie gut die schmecken. Götz Alsmann hingegen gab mit spitzen Schreien die kreischende Witwe, die den armen Hund des Mundraubs verdächtig - prächtig. Im so genannten Hausschatz des deutschen Humors steht Wilhelm Busch noch immer an erster Stelle und dem Duo gelang es, Buschs dichterische und intellektuelle Qualitäten hörbar zu machen. Hinter harmlosen Worten verbirgt der geniale Schreiber, Zeichner und Connaisseur, dessen 100. Todestag im kommenden Jahr gefeiert wird, ein Feuerwerk häuslicher Katastrophen, die in ihren gleichermaßen grausam-fürchterlichen wie andererseits surrealistisch-übertreibenden Folgen unwiderstehlich sind. Das lauernde Gelächter machte beim Vorlesen übrigens auch nicht vor den Herren Sander und Alsmann halt. Ebenso wie ihr Publikum amüsierten sich beide offensichtlich gut und mussten manchmal gar wegen lauten Loslachens unterbrechen.
Maler Klecksel kam nur für Markus Lüpertz
Auch einige der gesammelten Weisheiten, die Wilhelm Busch in netten Versen wie "Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben" zum Ausdruck brachte, wurden vorgetragen. "Wegen der Kunsthochschule kommt jetzt der Maler Klecksel’", erklärte Otto Sander. "Das ist quasi nur für Markus Lüpertz", was Götz Alsmann schelmisch grinsend mit "Du traust Dich ja was, Otto" kommentierte. "Balduin Bählamm", "Metaphern der Liebe" und "Von mir über mich" kamen ebenso zu Gehör wie unbekanntere Texte, etwa "Schein und Sein" und "Zu guter Letzt". Die Beiträge sorgten oft für Grinsen, machten aber auch nachdenklich. Nach zwei Stunden, Pause inklusive, waren beider Vorlesestapel abgearbeitet. Trotz lauten Beifalls: Die Zugabe blieb aus.