Alles hat sich geändert, die Zeit, der Geschmack, die medialen Errungenschaften und die Familie auch. Mutter ist neu verheiratet, und Doris muss verkraften, dass ihr wirklicher Vater ein anderer als der verstorbene, vermeintliche Vater ist. Freundin Evelyn hilft ihr, sich zurechtzufinden. Die hat aber ihr eigenes Geheimnis, denn aus dem Jungen Erwin ist die attraktive Evelyn geworden.

Für Doris scheint es ein Happyend zu geben - es scheint... Denn der Jugenfreund Norbert ist nach einer gescheiterten Beziehung wieder für sie da. Das Koma-Mädchen ist ihm nie aus dem Sinn gegangen. Die Liebe lässt die beiden entflammen, fröhlich treiben sie ihr Prinz- und Prinzessin-Spiel.

Es wird geheiratet, die Hochzeitsreise führt nach Venedig. Doch das Happyend hat keine Dauer, Doris stirbt bei der Geburt ihres Kindes, eines Mädchens, an den Spätfolgen des Unfalls. Das geschieht nur 16 Monate, nachdem sie aus dem Koma erwachte.

Aber gibt es nicht ein zweites Dornröschen im Roman? Kühn erzählt, mit dem Hauptstrang verwoben, wird die Verwandlungsgeschichte von Erwin zu Evelyn.

Psychisch steckt hier jemand im anderen Geschlecht, wacht erst im gewünschten Geschlecht zum wirklichen Leben auf, wobei Erwin/Evelyn auf erstaunlich verständnisvolle Eltern und Erzieher trifft. Im Werbetexter Manuel findet Evelyn sogar den geeigneten Lebenspartner.

Landau ist ein gut erzählter, psychologisch anspruchsvoller und raffinierter Roman gelungen, der den Nerv der Zeit trifft und zudem in Düsseldorf spielt. Nicht unbedingt nötig sind dagegen die medizinischen und zahnärztlichen Reflexionen, die Norbert, Doris’ Mann, recht ausgiebig betreibt.

Offenbar ist dieser ein ‚alter ego’ des Autors, der in seinem früheren Leben Zahnarzt in Düsseldorf war.

Horst Landau stellt sein neues Buch am Sonntag, 27. Juli, um 17 Uhr in der Destille, Bilkerstraße 46, vor.