Liebeserklärung an die Literatur
Im Heine-Institut wurde ein Werk über die Leidenschaft zu Büchern vorgestellt.
Düsseldorf. „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust“. Für einen Literaturkritiker, dessen Bibliothek mit Tausenden von rezensierten Bänden überquillt, ist die Versuchung groß, auch selbst einmal einen Roman oder eine Erzählung zu wagen und so zum Schriftsteller zu werden. In diesem Dilemma bewegt sich Hubert Winkels, seit er als Chefredakteur eines Magazins 1985 seine ersten literarischen Gehversuche unternahm. Das Heine-Institut präsentierte jetzt seinen neuerlichen Grenzgang: „Kann man Bücher lieben?“.
Denis Scheck, scharfzüngiger TV-Kritiker („Druckfrisch“), der vor keinem Verriss zurückschreckt, stellte Buch und Autor vor. Er war milde gestimmt, vielleicht auch nur etwas müde. Nachdem er den Titel zu der Frage: „Kann man seinen Arbeitskollegen lieben?“ umgemünzt hatte und man sich schon auf ein Duell der Rivalen freute, nahm er Zuflucht bei einer geläufigen Metapher der Zerrissenheit von Dr. Jekyll und Mr. Hyde, um seinen Kollegen zu charakterisieren. Er ließ allerdings offen, welche Seite er für das Monstrum Hyde hält — den freien Schriftsteller oder den durch Radio (Büchermarkt) und „Die Zeit“ bekannten Kritiker.
Im weiteren Verlauf begnügte sich Scheck damit, Winkels Bälle zuzuwerfen. Der nutzte die Chance, um über die Schnittpunkte von Literatur und persönlicher Lebensführung zu berichten. Für den inneren Einband seines neuen Buchs etwa hat er den Architekturplan seines Düsseldorfer Hauses gewählt und Zeichnungen seiner Tochter integriert. Absicht des neuen Buches sei ja eben: Leben, Job und Literatur zu vermischen. In den USA habe diese Gattung bereits einen Namen — „personal essay“ — und sei der neueste Trend: Man wolle beim Lesen einen Menschen spüren, kein kühles Kopfwesen.
Dazu hatte Winkels auch gleich eine Geschichte parat: Als sein Keller einmal von Regen überflutet worden war, war er gezwungen, Tausende von Bänden umzuräumen. Angesichts dieser Sisyphusarbeit habe er sich gefragt, ob er in der Lage sei, Bücher zu hassen. Antwort: Nur die Liebe zählt.