Konzert Martin Grubingers Schlagzeug-Feuerwerk in der Tonhalle

Düsseldorf · Der Multi-Percussionist spielte ein Konzert in der Tonhalle. Und trommelte dabei nicht nur auf Trommeln.

Der österreichische Multi-Percussionist Martin Grubinger bespielt alles, was klingt.

Foto: Oliver Killig, dpa

Viel reden wollte er nicht. Noch weniger von der Bühne abgehen und erneuten Applaus entgegennehmen. „Die Zeit dafür haben wir nicht,“ schmunzelt Martin Grubinger. „Wir haben viel mit Ihnen vor.“ Lächelt der österreichische Multi-Perkussionist, für den dieser Begriff erfunden wurde – mitten in einem Arsenal von Xylophonen, Vibra- und Marimba-Phonen, von Schlagwerken, Drums, Schellen, Glocken, rieselnden Röhren, Congas, Becken und allerlei Instrumenten, die er und seine vier Band-Kollegen am Mittwochabend in der Tonhalle gut zweieinhalb Stunden traktieren. Mal auf die sanfte Tour, manchmal mit streichelnden Händen. Meist aber mit dosierter Kraft, mit Schlägeln und Stöcken. Bei der Zahl von Instrumenten ist der Konzertflügel kaum zu sehen, an dem der Schwede Per Rundberg die Arrangements begleitet. Sicher in Stil, Tempo und Dynamik. Im Blick hat er die Performer, die zwischen den Instrumenten hin und her rennen.

Von schmiegsamer Zartheit bis hin zum dröhnenden Schlagzeug-Rausch: Zwischen diesen Extremen pendelt der 35-jährige Salzburger Grubinger, wie üblich sportlich-lässig in schwarzem T-Shirt, und reißt sein Publikum mit in einem Event, das übliches Meisterkonzert-Format sprengt. Wen wundert’s, dass die Tonhalle nahezu ausverkauft war und am Ende die Musiker mit Johlen, Pfeifen und Ovationen gefeiert werden.

Abwechslungsreich sind die Kompositionen verschiedener Genres und Epochen: Zu Beginn ein rituelles Trommeln, das man von japanischen Yamato-Künstlern kennt. „13 Trommeln“ opus 66 für Percussion solo von Maki Ishi: Zwischen 13 Rinderfell-Trommeln jongliert Grubinger. Die Schlägel wirbeln, oder seine Hände streichen behutsam über die Membranen. Der Sound: knallig, metallisch, hell oder dunkel-dumpf. In „Seidi“ (Heilige Stätte) vom Finnen Kalevi Aho entfachen die Perfomer (auf Trommeln sitzend oder zwischen die Beine geklemmt) eine Bandbreite von schleifendem, papierenem bis hin zu aggressiv-bedrohlichem Sound. Letzterer steigert sich so, dass der Eindruck entsteht, sie wollten böse Geister vertreiben.

Noch virtuoser John Psathas’ „One Study“, in dem er im Wechsel Marimba und Töpfe, Pfannen, Deckel und Waschtrommeln (aufgehängt an einem Küchen-Gitter) bearbeitet. Ein abenteuerliches Spektakel!

Der Clou: sein eigenes Werk „Prismatic Final Suite“, arrangiert von Vater Martin Grubinger Senior. In 40 Minuten geht es kreuz und quer durch die Schlagzeug-Geschichte des 20. Jahrhunderts. Besonders faszinierend der Tanz aus Schostakowitschs 110. Kammersinfonie, in dem sich alle Instrumente zu einem orchestralen Klang vereinen. Und eine Einlage in verdunkeltem Saal: Geräusche werden vom Band eingespielt, während Grubinger mit gelb grünen Neonsticks in wilden Gesten den Rhythmus sichtbar macht.

Spektakulär gelingt der Showdown mit einem wahnwitzigen Tutti. Dem letzten Zuhörer wird klar: Wir sind im Jahrhundert des Schlagzeugs.