Mendelssohn: Die Demontage eines Genies

Das Heine-Institut zeigt zum 200. Geburtstag Mendelssohns eine große Ausstellung.

Düsseldorf. Das Düsseldorfer Musikleben hatte fast brachgelegen, als der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy am 25. September1833 die Stelle des Städtischen Musikdirektors antrat. Entsprechend schwierig waren die Bedingungen für den jungen Musiker, ein veritables Konzertwesen entstehen zu lassen.

Denn es gab neben zwei Militärkapellen nur noch zwei halbwegs funktionierende musikalische Vereine: einen Sing- und einen Instrumentalverein, der größtenteils aus Amateuren bestand. Das Musikgenie Mendelssohn brachte immerhin in seiner knapp zweijährigen Amtszeit elf Symphoniekonzerte zuwege sowie neun Kirchenkonzerte pro Jahr.

Anlässlich des 200. Geburtstags Mendelssohns gestaltet das Heinrich-Heine-Institut nun die erste große Ausstellung, die dem Komponisten in Düsseldorf je gewidmet wurde. Neben der Schau mit zahlreichen Gemälden, Briefen, Plastiken und Musikhandschriften gibt es einen Katalog unter dem Zitat-Titel "Übrigens gefall ich mir prächtig hier".

Der knapp 200 Seiten umfassende Band schließt eine Lücke der Mendelssohn-Biografien, in denen über die rheinische Amtszeit des Frühromantikers nur dünne Informationen fließen. Neben anerkennenden Zitaten Mendelssohns über Düsseldorf findet sich auch manch kritisches Bonmot etwa über die ihm nicht attraktiv genug erscheinenden Düsseldorfer Mädchen oder die hiesigen Schneider, deren Nähte nicht länger als eine Woche hielten.

Unter den Exponaten befinden sich Fotos von der Demontage des Mendelssohn-Denkmals, das sich seit 1901 an der Frontseite des Opernhauses befunden hatte. 1940 veranlassten nationalsozialistische Funktionäre die Zerstörung des von Clemens Buscher entworfenen Bronzedenkmals, das den Juden Mendelssohn als Musikdirektor darstellte.

Bis heute wurde es nicht erneuert, obwohl ein Gipsabdruck des Originals im Stadtmuseum existiert. Bernd Kortländer, kommissarischer Leiter des Heine-Instituts, sagt, die Mendelssohn-Pflege leide bis heute an der Ausmerzung durch den Nationalsozialismus. "Ein wesentlicher Aspekt der Ausstellung ist die Frage: Wie kann man diese Lücke füllen?"