Mensch-Maschine Festival und Meta Marathon Wenn Maschinen auf Kunst treffen

Düsseldorf · Beim Mensch-Maschine-Festival im Tanzhaus NRW und im NRW-Forum simulieren Künstler und Wissenschaftler ein Miteinander von Menschen und Robotern.

In Robin Jonsson „The most human“ begegnen sich Mensch und Roboter (Alex).

Foto: Chrisander Brun

„Die Mensch-Maschine“ hieß nicht nur ein 1978 veröffentlichtes Album der Düsseldorfer Band Kraftwerk, der Begriff steht spätestens seit Fritz Langs Stummfilm Metropolis für den vermenschlichten Roboter oder eben vice versa den zur Maschine gewordenen Menschen. Gehörte die Vorstellung von Mensch-Maschinen-Hybriden lange Zeit eher in die Welt der Phantasie, in Science-Fiction-Romane, -Filme oder eben auch in die Sphäre mit solchen Momenten spielender Bands wie Kraftwerk, so ist das Thema heute ganz real und virulent. Künstliche Intelligenz (KI) ist zwar noch im Werden, doch gibt es heute schon unzählige Anwendungsgebiete, bei denen mithilfe von „denkenden“ Computern Mehrwert für Kunden, Wissenschaft oder eben auch Kunst geschaffen wird. Es gibt heute Künstler, die mit KI Musik erschaffen oder „Fotografien“ generieren lassen. Neben der KI ist der durch Technik optimierte Körper des Menschen, ob nun durch Virtuelle Realität in Form von entsprechenden Brillen, ob durch Prothesen, aber auch durch ganz Alltägliches wie Smartphones oder ähnliche Gadgets, ein gesellschaftlich nicht zu vernachlässigendes Phänomen. Auch Künstler setzen sich verstärkt mit Robotik und KI auseinander.

Eine Plattform, die sich sowohl kritisch als auch analytisch mit dem Thema auseinandersetzt, ist das vom Tanzhaus-NRW in Kooperation mit dem NRW-Forum und der Black Box im Filmmuseum initiierte Festival „Hi, Robot“ – das Mensch-Maschine-Festival. Der Name impliziert eine Assoziation an Issac Asimovs „I, Robot“. In diesem Rahmen findet auch der im NRW Forum stattfindende Meta Marathon statt. „Bei ’Hi, Robot! Das Mensch-Maschine-Festival’ verhandeln Künstler aus der Perspektive des Tanzes, der bildenden Kunst, des Films und der Theorie Fragen nach der Zukunft des Menschen“, erklärt die Intendantin des Tanzhauses Bettina Masuch. „Wie können und wollen wir uns die Begegnung zwischen Mensch und Maschine in Zukunft vorstellen?“, sei die zentrale Frage, der sich das Festival stelle.

Doris Uhlich („Tank“) im menschengroßen Reagenzglas.

Foto: Axel Lambrette

Zwischen dem 13. und 31. März widmen sich Künstler aus divergierender Perspektive dem gesamten Spektrum dieser Fragestellungen. Angefangen bei dem Eröffnungskonzert mit „Scary Beauty“, bei dem ein Android ein Orchester dirigiert am 13. März im Robert-Schumann-Saal. Die Soloperformance „Tank“ – ein menschengroßes Reagenzglas als Experimentierfeld für Selbstoptimierung – der österreichischen Choreografin und Tänzerin Doris Uhlich gesellt sich beispielsweise zu „Discrete figures 2019“, eine Performance von einer Vielzahl von Künstlern um den japanischen Programmierer, Interaction Designer und DJ Daito Manabe. Neben einer Begegnung zwischen einem Kuka-Industrieroboter und einem Tänzer – Huang Yi –, skurrilen Duetten mit Alltagsgegenständen bei Geumhyung Jeongs „7ways“, Martin Nachbars „This Thing I Am“, gibt es etwa auch ein tänzerisches Duett zwischen einer Tänzerin und dem Roboter Alex in Robin Jonsson „The most human“. 

Der Meta Marathon (15.-17.März) will die medialen Diskussionen zu Robotik und KI in den Alltag holen. Festival-Kuratorin Jasmin Grimm (33) geht es dabei zwar auch um die Technologie, aber im Mittelpunkt stehen die Menschen. „Was macht die Technik mit uns, wie verändert sie unser Handeln, Denken und Fühlen? Was macht sie mit unserer Definition von Menschsein?“, erklärt Grimm. Heißt konkret: Künstler, Tänzer, Designer, Architekten, Game Designer und Wissenschaftler leben 42 Stunden nonstop mit Robotern zusammen, 15 menschenähnliche Maschinen werden vor Ort sein. Sie werden Teil von Performances, Filmen und Vorträgen. Die Festival-Teilnehmer können mit ihnen reden, kuscheln, sich Cocktails servieren lassen und sogar mit ihnen schlafen. Sie inszenieren eine Zukunft, in der Menschen mit Roboter zusammenleben, mit ihnen Haus und Bett teilen – wie es die schwedische Drama-Serie „Real Humans“ bereits getan hat. Interessanterweise zählt Deutschland nämlich zu den roboterisiertesten Ländern in Europa. Nur begegnen uns die smarten Maschinen nicht in unserem Alltag. Vielmehr werden sie hauptsächlich in Fabriken als menschliche Helfer eingesetzt.

Performance mit Menschen und künstlich intelligenten Prothesen.

Foto: Vason

Als Hightech-Wunder tourt Roboter Sophia momentan durch die Welt und gastiert auch beim Meta Marathon. Entwickelt vom Hongkonger Unternehmen Hanson Robotics, imitiert er menschliche Gestik und Mimik und kann Gesichter erkennen, visuelle Daten verarbeiten und bereits größere Gespräche führen. Der Kommunikationswissenschaftler Rainer Zimmermann will erforschen, wie intelligent Sophia wirklich ist und redet mit ihr über Philosophie und Identität (siehe Interview unten).

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