Stadtplanung Der Mintropplatz als Herausforderung für Stadtplaner

Düsseldorf · Bei einer Podiumsdiskussion im Central warnten Künstler, Diakonie und Polizei vor der Zwei-Klassengesellschaft.

 Diskutierten über den Mintropplatz im Central (v.l.) : Markus Ambach  Barbara Kempenich, OB Thomas Geisel, Thorsten Nolting und Hans-Georg Lohe.

Diskutierten über den Mintropplatz im Central (v.l.) : Markus Ambach  Barbara Kempenich, OB Thomas Geisel, Thorsten Nolting und Hans-Georg Lohe.

Foto: Katja Illner

Der Mintropplatz wird zur Schaltstelle zwischen Arm und Reich. Dort befinden sich das Café pur und die „franzfreunde“ für Wohnungslose, die Verbraucherzentrale, eine Moschee und gleich hinter dem Platz das marokkanische Viertel. Und nun kommen gleich drei Hotels mit 1400 Betten für die Betuchten hinzu. Kann das gut gehen? Werden die Armen das Feld räumen müssen? Was wird aus dem Maghreb-Viertel? Nicht die Stadtplaner, sondern der Künstler Markus Ambach und der kunstaffine Chef der Diakonie, Thorsten Nolting, riefen zur Diskussion ins Central.

Auf dem Podium saßen OB Thomas Geisel, Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, Barbara Kempenich von der Bahnhofsmission und der soeben mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnete Dirk Sauerborn von der Polizei.

Ohne die niedrige Miete hätte es die Band Kraftwerk nie gegeben

Welchen Eindruck denn OB Geisel von diesem als problematisch bewerteten Viertel mit immerhin 28 000 Menschen habe, wollte Nolting wissen? Geisel wehrte spontan ab und  sprach vom „epochalen Wandel“. Der Kulturdezernent assistierte mit dem neuen kulturellen Zentrum im KAP 1. Doch Nolting lobte die „Schattenecken“ und die günstigen Mieten, ohne die es auch keine Band Kraftwerk gegeben hätte. Wie man so etwas erhalten oder „im Schatten lassen“ könne? Geisel argumentierte mit der Gentrifizierung: „Wenn die Sozialbindung fortfällt, ziehen zahlungskräftige Menschen ein.“

Natürlich ist eine Podiumsdiskussion nicht dazu da, Entscheidungen zu treffen. Deshalb redete der OB beim Worringer Platz im Konjunktiv, bezeichnete die Unterführung mit den Grafittis als „durchaus entwickelbar“, wenn die Brandschutzauflagen erfüllt wären. Da könne er sich einen Club vorstellen, der Krach macht, während oben die Straßenbahnen fahren. Wörtlich sagte er: „Der Worringerplatz ist sicherlich einer der urbansten und vielfältigsten, aber auch schwierigsten Plätze mit den zu vielen Drogensüchtigen. Ihm bekäme eine kulturelle Revitalisierung, eine kulturelle Nutzung gut.“

Prompt hakte Künstler Ambach nach und brachte die „Botschaft“ als „kulturellen Ankerplatz“ ins Spiel. Die Stadt müsste dieses Privathaus am Worringer Platz kaufen, und er, Ambach, würde sofort ein Konzept entwickeln. Geisel sagte nichts mehr. Dafür ergriff Dirk Sauerborn das Mikrophon und schilderte ein „Horrorszenarium“, wenn es zwischen den betuchten Hotelgästen und dem Marokkaner-Viertel eine imaginäre Grenze gebe.  Sauerborn: „Wir müssen aufpassen, dass nicht plötzlich die eine Klassengesellschaft die andere ausgrenzt. Zwischen denen, die bauen, und denen, die hier leben, muss es einen Interessenausgleich geben.“

Barbara Kempenich von der Bahnhofsmission steuerte ihre Erfahrungen mit den Investoren am Hauptbahnhof bei. Sie hatte mit Anliegern Vorschläge für den Konrad-Adenauer-Platz für mehr Grün, für Parkplätze unweit der Behinderten-Fahrstühle und für einen fußgängerfreundlichen Platz gemacht. Kein einziger Wunsch sei von den Wettbewerbsteilnehmer unter den Architekten berücksichtigt worden. Trocken meinte Nolting, das Miteinander sei die Königsaufgabe der Stadtplanung. Man dürfe nicht nur für eine Zielgruppe planen.