Morgens Höfling, abends Kindermörder
Andreas Helgi Schmid ist Musiker, Hörfunksprecher und seit dieser Spielzeit am Schauspielhaus. Jetzt gibt er einen Mordverdächtigen.
Düsseldorf. Andreas Helgi Schmid sieht aus wie der sensible Bruder des Prinzen aus den tschechischen Märchenfilmen. Die Haare liegen nie ganz ordentlich und die feinen Gesichtszüge signalisieren Feingefühl. Ein Frauenversteher und stiller Sieger. Am Ende einer Geschichte ist nämlich er es, der die wahrhaft Schöne zum Altar führt.
Doch Schmid kann auch dunkel. Am Mittwoch wird er in dem Fernsehfilm „Aus der Kurve“ zu Tom, dem Hauptverdächtigen in einem Mordfall. Das Verbrechen an einem kleinen Mädchen liegt Jahre zurück, und Tom, der sich an nichts erinnern kann, beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Seine Welt, in der er es sich mit Eva eingerichtet hat, gerät aus den Fugen.
„Regisseur und Produzenten wollten ein Team mit jungen Schauspielern haben zusammenstellen, deren Gesichter noch nicht so bekannt sind“, sagt Schmid. Er ist seit dieser Spielzeit am Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert und gab im vergangenen Herbst sein Debüt am Gründgens-Platz als Höfling Lysander in Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“. Demnächst ist er wieder in einer Shakespeare-Inszenierung zu sehen: in „Der Sturm“, die am 25. April Premiere feiert.
Der 28 Jahre alte Schmid ist einer, der im wahrsten Sinne des Wortes auf allen Kanälen mitmischt. Er arbeitet fürs Fernsehen, für den Hörfunk und steht auf der Schauspielhaus-Bühne. Auch eine Karriere als Musiker wäre nicht undenkbar gewesen. Dass er für das Showgeschäft gemacht ist, hat Schmid während seiner Konzertauftritte festgestellt. „Ich habe zehn Jahre Klarinette gespielt und auch an Wettbewerben teilgenommen.“
Es gefällt ihm, auf der Bühne zu stehen. Nach dem Abitur geht er auf die Schauspielschule in Stuttgart, später gibt er sein erstes festes Engagement am Theater Freiburg wieder auf, weil er mehr Zeit für seine Beziehung haben will. Damals beginnt er seine Tätigkeit beim Rundfunk. Er schätzt die dort geforderte feinen, differenzierteren Sprachbehandlung. „Natürlich gilt ein virtuoser Sprachgebrauch auch für die Sprechbühne“, sagt er. „Beim Hörfunk jedoch ist der Fokus ein anderer. Außerdem ist ein guter Schauspieler nicht automatisch auch ein guter Sprecher. Das muss man lernen.“
Für das Fernsehen hat Schmid bisher eher kleinere Rolle übernommen, mit Ausnahme einer Komödie in einem Privatsender kurz nach dem Abschluss an der Schauspielschule. Tom in „Aus der Kurve“ ist seine erste große TV-Rolle in einer komplexen Geschichte. Mal eben so ist das Fernseh-Metier auch für einen geübten Bühnenschauspieler nicht zu beherrschen. „Das Handwerkliche ist kein Problem“, sagt Schmid. „Aber es dauert ein bisschen, bis man lernt, sich von den vielen Leuten am Set nicht ablenken zu lassen und für sich zu bleiben.“
Theater, Rundfunk, Fernsehen, auch ein Kinderkonzert mit den Düsseldorfer Symphonikern hat Schmid schon moderiert — klingt nach einem erfüllten Berufsleben. „So ist es“, sagt Schmid. „Morgens probt man auf der Bühne und abends bedient man andere Facetten seines Könnens. Wenn das nicht bereichernd ist!“