Museum Kunstpalast: Ein neues Bild zum Jubiläum

Die Geschichte des Hauses hat Höhepunkte, aber auch verpasste Chancen. Ein Rückblick auf 100 Jahre.

Düsseldorf. „Ein Jahrhundert Museum Kunstpalast“ wird am Samstag im Ehrenhof gefeiert, mit einer Riesentorte. Doch wie heißt eigentlich der Jubilar? 1913 startete das Museum als Städtische Kunstsammlungen, wurde städtisches Kunstmuseum, Ehrenhofmuseum, Museum Kunst Palast und nun Museum Kunstpalast.

Die Geschichte der Sammlung wird begleitet von vielen verpassten Chancen. Noch vor der Gründung überlegte die Kommune, die Sammlung Nemes mit Bildern des 15. bis 19. Jahrhunderts mitsamt acht El Grecos zu kaufen. Doch dann bekam die Stadt kalte Füße. Als Gründungsdirektor Karl Koetschau über seinen Galeristenfreund Alfred Flechtheim französische Highlights wie Manet und Courbet herbeiholen wollte, war rheinische Kunst gefragt. Nach dem Tod von Karl Ernst Osthaus im Jahr 1921 wurde die grandiose Sammlung Folkwang feilgeboten. Essen griff zu, nicht Düsseldorf.

1992 übernahm Martina Sitt kurz die Leitung der Gemäldegalerie und stolperte über verschlossene Kisten. Sie enthielten den Nachlass von Walter Cohen, Kurator von 1914 bis 1933 unter Koetschau. Cohen hatte das Junge Rheinland aus der Taufe gehoben, mit Otto Dix, Max Ernst und Gert Wollheim. 1928 richtete er das neu eröffnete Museumsgebäude am Ehrenhof ein. Doch dann kamen die Nazis, beschlagnahmten 137 Ankäufe, entließen Cohen und brachten ihn 1942 im KZ Dachau um.

Ein anderer Held wider Willen war Werner Doede. 1945 setzte ihn die britische Militärregierung als kommissarischen Leiter ein und schasste den Interimsdirektor Fred Kocks. Doch kurz bevor Doede 1953 den Beamtenstatus als Direktor erhalten sollte, wurde er gefeuert und der Mitläufer Kocks wieder eingestellt. Doede hatte es gewagt, die Expressionisten ins Haus zu holen. Die Hälfte aller Klassiker aus dem 20. Jahrhundert sind seine Ankäufe.

Die Freunde blieben dem Haus treu. Das jüngste Präsent stammt vom Sammler Gil Bronner und ist ein Gemälde des Künstlerpaars Markus Muntean und Adi Rosenblum. Architekt Helmut Hentrich machte Düsseldorf zum weltweit wichtigsten Glaszentrum des Jugendstils. Sein Freund Helmut Ricke, ein internationaler Glasexperte, von 2001 bis 2008 Direktor der Sammlungen und des Glasmuseums.

Ein Lichtblick war der Kurator Gerhard Storck, der 1973 bis 1975 wirkte. Er kaufte unter Direktor Wend von Kalnein Werke von Gerhard Richter, Zero und Palermo. Und Stephan von Wiese machte mit „Treibhaus-Ausstellungen“ das Haus zum Vorreiter der Jugend. Er begründete das Rheinische Fotoarchiv, führte aber auch einen Prozess gegen seinen Chef Hans Albert Peters.

Jean-Hubert Martin wurde 2000 Generalintendant der neuen Public Private Stiftung. Er kaufte global, die Brüder Chapman, Gursky und Struth. Sein Nachfolger Beat Wismer muss sparen. Für ihn ist das Museum ein Schatzhaus, dessen Kostbarkeiten er in seine Ausstellungen einfließen lässt.