Nazi-Schatz: Gerda-Henkel-Stiftung fördert Forschung

Die Düsseldorfer helfen, die Methoden der nationalsozialistischen Kunstpolitik zu untersuchen.

Düsseldorf. Die Malkastenstraße 15 neben Schloss Jägerhof ist eine noble Adresse. Hier kam Lisa Maskell (1914-1998) zur Welt, Enkelin des Fabrikanten Fritz Henkel, des Firmengründers von Henkel. Im Gedenken an ihre Mutter gründete sie 1976 die Gerda-Henkel-Stiftung.

2005 stieg die Stiftung bei der Unterstützung der Forschungsstelle „Entartete Kunst“ ein. Dort werden, wie berichtet, die Methoden der nationalsozialistischen Kunstpolitik untersucht. Die Gerda-Henkel-Stiftung war also schneller als die Politik, die sich des Themas erst jetzt annimmt. Wir sprachen mit Geschäftsführer Michael Hanssler.

Mit 250 000 Euro für zwei Jahre hat die Stiftung vor sieben Jahren erstmals die Forschungsstellen an den Universitäten Berlin und Hamburg unterstützt. Ab 2006 förderte sie Meike Hoffmann, die als Gutachterin Teile der jüngst in Schwabing entdeckten Gemälde aus der Wohnung Gurlitt untersuchte. In den folgenden Jahren finanzierte die Stiftung weitere Projekte der Forschungsstelle.

Für das Internet-Portal der Gerda Henkel-Stiftung LISA (Abkürzung für Lesen, Informieren, Schreiben und Austauschen) wurden Wissenschaftler mit Kameras ausgestattet, um ihre Arbeiten filmisch zu begleiten. Auch Meike Hoffmanns Projekt zum „Bildersturm in Düsseldorf von 1937“ wurde aus Düsseldorf unterstützt.

Aber Hanssler weiß auch: „Manche Projekte sind nicht in zwei Jahren abgeschlossen.“ Selbst wenn die Forschungsstelle „Entartete Kunst“ nun dank der öffentlichen Diskussion aufgestockt werde, seien Auskünfte über Besitzverhältnisse nicht sofort abzurufen.

Die Gerda Henkel-Stiftung fördert jährlich Projekte mit neun bis zehn Millionen Euro. Hierzu sagt Hanssler: „Das ist wenig im Vergleich zu den großen Stiftungen in Deutschland. Aber wir konnten allein im letzten Jahr mehr als 300 Vorhaben bewilligen. Wir agieren unabhängig vom Henkel-Konzern. Das ist alles das mäzenatische Werk einer weitsichtigen Frau im Gedenken an ihre Mutter.“

Die Stiftung betreut die internationale Bewegung von Zero als aktuelles Düsseldorfer Projekt. Sie gewährt ein Forschungsstipendium für Ulrike Schmitt einschließlich Reisekosten, denn das weltweite Agieren der Künstler kann nicht vom Schreibtisch im Medienhafen absolviert werden. Das Projekt läuft über die Zero-Foundation und die Heinrich-Heine-Universität.

Die Stiftung betreut auch aktuelle Forschung etwa zu den Salafisten in Tunesien oder zum „Jihadismus im Internet“. Hanssler nennt die wichtigsten Fragen: „Wie rekrutiert Al Qaida seine Anhänger? Wie werden die Leute im Internet radikalisiert?“ Forscher erhalten auch praktische Hilfe etwa im Falle Syrien. Mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst werden Wissenschaftler auch in Krisenzeiten weiter beschäftigt.

Seit 2009 wird untersucht, ob sich am Islam orientierte Bewegungen als neue politische Elite sehen und eine neue gesellschaftliche Zukunft planen. Ziel des Programms sei es, die in den Medien pauschal als reaktionär beschriebenen Kräfte differenzierter zu betrachten.