Schauspielhaus: „Wir wollen das Publikum mit dem Weißen Rössl verwöhnen“
Im Großen Haus hat morgen die berühmte Operette Premiere. Der Dirigent verspricht Hits zum Mitsingen.
Düsseldorf. Der Sigismund kann nichts dafür, dass er so schön ist. Und: Im Salzkammergut kann man wieder ganz lustig sein. So lautet die Devise im Hotel „Zum weißen Rössl“, und ab morgen auch im Schauspielhaus. Gibt’s da etwa böse Überraschungen für Operettenfans? Im Gegenteil. Unterhaltung pur, mit Niveau ist angesagt. „Wir wollen das Publikum verwöhnen, am Ende werden alle mitsingen und klatschen.“ Davon ist Klaus-Lothar Peters überzeugt.
Seit mehr als 20 Jahren sorgt der Pianist und Dirigent für den richtigen Sound am Gründgens-Platz und hat schon manche Operettenversionen betreut. Jetzt werde nichts mehr zertrümmert, verspricht Peters, sondern er, der Berliner Arrangeur Jens Dohle und Regisseur Christian Weise nehmen das Singspiel von Ralf Benatzky ernst, das weltweit zu den meist gespielten Operetten zählt.
Klar, dass auch die Acht-Mann-Kapelle mit Jazzmusikern aus Köln und Düsseldorf Trachten trägt. Karierte Hemden und Janker inklusive. Und Imogen Kogge als Hotel-Wirtin Josepha Vogelhuber wird in Dirndl auftreten. „Die Ohrwürmer sind genial, weil sie genau zu den diversen Liebes-Verwirrungen in Sankt Wolfgang passen“ sagt Dohle.
Er habe sich nicht an der seichten Film-Fassung mit Peter Alexander aus den 60ern orientiert, sondern an der Original-Partitur der 1930 uraufgeführten Mitsing-Hitparade. Und hat sie umgesetzt für eine Band mit Bass, Keyboard und Schlagzeug, angereichert mit Drei-Mann-Blaskapelle und einer Geige. Leicht angejazzte Rhythmen sollen da zum Vorschein kommen.
Dass nun keine Opernsänger auf der Rampe stehen, entspricht Benatzkys Idee. Denn der Erfolgskomponist hob „Im Weißen Rössl“ in einem Berliner Theater aus der Taufe, setzte von Anfang an auf singfeste Schauspieler, denen die Zuschauer die Texte abnehmen.
Mit Imogen Kogge, Moritz Führmann (als schöner Sigismund), Florian Jahr (als Doktor Siedler), Wolfgang Reinbacher (als Kaiser Franz Joseph) steht zudem die erste Schauspielhaus-Garde auf den Brettern. Dass die meisten ordentlich singen können, ohne sich zu blamieren, bewiesen sie mit Bravour in anderen Stücken, so Peters.
Vorbei scheint die Zeit, in der Operettenschlager belächelt und, wenn sie überhaupt auftauchten, mit aller Kraft gegen den Strich gebürstet und giftig parodiert wurden. Natürlich wirken die vergeblichen Bemühungen der verwitweten Wirtin Josepha um den schönen Rechtsanwalt Dr. Siedler und das Gefühlsgeplänkel zwischen den zahlreichen Hotelgästen und dem Personal heute seltsam komisch.
Peters: „Komik und Ironie ergeben sich durch das Spiel und durch die kantig gezeichneten Typen. Sie kommt nur zum Vorschein, wenn man die Handlung nicht veralbert, sondern mit ernster Mine spielt.“ Nur eine Lachnummer verrät Peters im Voraus. In dem Chor (Robert-Schumann-Hochschule) singen zwei Chinesen und zwei Koreaner. Sie tragen Trachten und tanzen Schuhplattler.
In zweieinhalb Stunden soll der Spaß vorüberziehen. Daran erkennt man, dass die Regie einiges gekürzt hat. Denn die Originalversion mit großem Orchester, Blas- und Feuerwehr-Kapellen und Kinderchören dauerte in den 30er Jahren mindestens vier Stunden.