Oper: Jan Wellem gähnt vom Pferd
Die Oper „Giocasta“ überzeugt im Robert-Schumann-Saal trotz einiger origineller Ideen des Regisseurs Pet Halmen nicht.
Düsseldorf. In seiner ganzen barocken Pracht und Selbstherrlichkeit sitzt der Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz als Bronze-Denkmal auf seinem Pferd, als sich im Robert-Schumann-Saal eine breite als Vorhang fungierende dunkelgrau glänzende Flügeltür öffnet.
Das mattgrün überzogene Reiterstandbild Jan Wellems, das seit Jahrhunderten auf dem Marktplatz am Rathaus steht, erscheint hier nun in einer dem Original frappierend genau gleichenden Nachbildung. Zu gediegener Barockmusik stehen Menschen unserer Zeit mit Boutique-Tüten in den Händen oder mit dem Mobiltelefon am Ohr um den alten Jan Wellem herum. Bis der metallene Fürst mit einem genüsslichen Gähnen erwacht.
Dieser Jan Wellem (mit grünlicher Farbe überzogen: der Schauspieler Angelo Petruccelli) steht optisch im Zentrum der Aufführung von Johann Hugo Wilderers Barockoper "Giocasta", die die Deutsche Oper am Rhein anlässlich des Jan-Wellem-Jahres ausgegraben hat.
Mit der Handlung hat dieses dominante Dekorationsstück allerdings nichts zu tun. Den Kurfürsten erwachen und dem Geschehen zusehen zu lassen, ist die Idee des Regisseurs und Bühnenbildners Pet Halmen. Damit kommt barockes Lokalkolorit in die Sache. Und die etwas verworrene Oper erhält zumindest visuell einen Ruhepol.
Wilderer (1670-1724) war der Hofkomponist Jan Wellems, und seine Oper "Giocasta" wurde einst im damaligen Hoftheater an der Mühlenstraße uraufgeführt. Dass die Oper in Vergessenheit geriet, verwundert nicht in Anbetracht der musikalischen Zähigkeit.
Man stelle sich eine Oper von Händel vor und denke sich die schönen Stellen und einprägsamen Melodien weg - so ungefähr wirkt die Musik von "Giocasta". Die Arien und Rezitative zeugen zwar von solidem Kompositionshandwerk, doch fehlt das die Zeiten überdauernde Geniale. Nun muss man dem Orchester, der Neuen Düsseldorfer Hofmusik, das Kompliment machen, sehr temperamentvoll und auf Feinheiten bedacht zu musizieren. Aber über gediegene Unterhaltung ging es musikalisch kaum hinaus.
Pet Halmen hat sich mit dem Bühnenbild sichtbar Mühe gegeben, doch seine Personenregie geht übers Schablonenhafte kaum hinaus. Die Sänger vermögen die Ausstrahlung des Stücks nicht aufzuhellen.
Laura Nykänen singt mit schönem weichem, wenn auch nicht sehr präsentem Timbre die Titelpartie. Auch Netta Or als Königin Irene macht einen passablen Eindruck, und Virgil Hartinger (als Assyrerkönig Cirene) bemüht sich um Komik. Doch letztlich reizt nichts zum Lachen, Weinen oder Erschauern. Man sitzt da und guckt zuweilen auf die Uhr.
Noch einmal am Dienstag um 19.30 Uhr. Karten unter Tel. 8925211.