Jubiläumskonzert mit Macken

Städtischer Musikverein feiert 190-jähriges Bestehen in der Tonhalle mit einem Paradestück: Beethovens „Neunter“.

Düsseldorf. Zu seinem 190-jährigen Bestehen hat sich der Städtische Musikverein zu Düsseldorf eines seiner Paradestücke, die Neunte Symphonie Ludwig van Beethovens, ausgesucht. Unzählige Male hat er in dem Werk mitgewirkt, in Düsseldorf und auf Konzertreisen (unter anderem in Monte Carlo).

Beim renommierten Beethoven-Zyklus, den Wolfgang Sawallisch bei EMI aufgenommen hat, singt der Musikverein die Ode "An die Freude". Nun gastiert der Chor (Einstudierung: Marieddy Rossetto) mal wieder in der Tonhalle, auf dem Orchesterpodium nimmt die Staatskapelle Weimar Platz, den Taktstock hebt der bekannte, vor 60 Jahren in Düsseldorf geborene Komponist und Dirigent Peter Ruzicka.

Leider geht an dem Abend manches schief. Dass man sich für die klanglich sattere und kontrastreichere Mahler-Revision der Neunten entschieden hat, erweist sich nicht als schlechte Wahl, obwohl der schön knorrige Beethoven-Sound etwas kosmetisch überglänzt erscheint.

Problematischer ist die mäßige Orchesterleistung mit unausgeglichenem Klangbild, Unsauberkeiten und wackligen Hornsoli. Peter Ruzicka bemüht sich unterdessen um ein detailreiches Dirigat, und einige Stellen, etwa der Anfang des Adagios oder das leise Unisono von Celli und Kontrabässen im Finalsatz, gelingen subtil und wunderschön.

Doch scheint es oft, als habe Ruzicka das Orchester nicht ganz fest im Griff. Gegen Ende des Finalsatzes drohen Fern-, und Hauptorchester sowie Sänger gar auseinander zu driften. Letztlich findet das Orchester nicht zum Geist des Werkes, es fehlt das musikalische Mysterium. Das Besondere von Beethovens "Neunter" kommt nicht recht zum Ausdruck.

Auch wenn der Musikverein ein Jubiläum feiert, kommen Interpreten im späten Beethoven um expressive Schroffheiten und dunkle Tiefen nicht herum. Und wo kein Schatten ist, nimmt man auch nicht das Licht des Schlussjubels in voller Stärke wahr. Der Chor des Musikvereins hat seinen Part schon sehr viel mitreißender gesungen. Dieses Mal wirkt er zurückhaltend und emotional indifferent. Es fehlt der Ausdruck der Freude und Befreiung. Zudem sind auch vom Orchester kaum die Spannung steigernde Impulse zu vernehmen.

Einen durchweg guten Eindruck macht das Quartett der Gesangssolisten. Vor allem der Bassist Franz-Josef Selig findet zu einem differenzierten und stimmschönen Vortrag. Den Beginn "O Freunde, nicht diese Töne!", der so schnell platt erscheinen kann, besitzt bei Selig noblen Aplomb.

Weitgehend souverän bewältigen auch Michaela Kaune (Sopran), Jane Henschel (Mezzo) und Scott Macallister (Tenor) die sehr schwierigen, von Beethoven in hohe Lagen gesetzten Partien. Dennoch ein insgesamt wenig mitreißender Abend.